Thu Jan. 7, 2016
20:30

Han Bennink / Ray Anderson / Ernst Glerum / Paul van Kemenade (NL/USA)

Han Bennink: drums
Ray Anderson: trombone
Ernst Glerum: bass
Paul van Kemenade: alto saxophone

Sorry this part has no English translation

Allerlei Preise haben die vier Musiker schon eingeheimst – die Essenz liegt aber in ihrer Musik

Han Bennink ist neben Misha Mengelberg und dem vor drei Jahren verstorbenen Willem Breuker eine der Gründerpersönlichkeiten der holländischen Jazzszene. Es ist eine Szene,die sich über die Jahre ihren eigenständigen Ruf bewahrt hat, die von Witz und grosser Spielfreude geprägt ist. Vor fünf Jahren hat Bennink erstmals den Kunstraum Walcheturm bespielt. Das ist wörtlich zu nehmen. Wie ein Derwisch sauste er durch den Raum, trommelte auf Stühlen, an Wänden und auf Lüftungskanälen. Er bearbeitete Holzpfosten und nutzte den knarrenden Holzboden als Perkussionsinstrument. Der Raum wurde zum Instrument. Sein Schlagzeug ist inzwischen etwas geschrumpft, oft begnügt er sich mit einer Snare-Drum, die er mit einem Paar Besen locker zum swingen bringt.

Beim International Quartet steht der Swing weit oben, ohne dass die Musiker deswegen gleich nostalgisch werden. Die holländischen Qualitäten schlagen voll durch, übertragen sich auch auf den US-amerikanischen Posaunisten Ray Anderson aus Chicago. Gemeinsam mit dem Altsaxofonisten Paul van Kemenade, der die ganze Sache ins Rollen gebracht hat, rufen sie schon mal nach den musikalischen «salt peanuts». Zu van Kemenades gut im Bebop geerdeten Altotönen, lässt Anderson sein Horn äusserst fintenreich und warm erklingen, stzt messerscharfe Akzente. Der «walking bass» von Ernst Glerum, der mit Bennink zusammen seit Jahrzehnten das Rückgrat des ICP-Orchestras bildet, bereiten sie den Boden für musikalische Höhenflüge vor. Sie spielen meistens eigene Kompositionen, lassen aber kinderliedhaftes von Ornette Coleman anklingen, bauen einige kubanische Grooves ein und erinnern an die New-Orleans-Tradition. Wenn sie ganz gut drauf sind, spielen sie zwischendurch die wunderbare Hymne «Song for Ché» des Bassisten Charlie Haden und lassen bestimmt auch sonst nichts anbrennen. (Taktlos, 2014)