Fri Jan. 13, 2006
20:00

Harri Stojka & Gipsysoul „Garude Apsa“ (A/SCG/Cuba) / Ekrem & Gipsy Groovz (SCG)

Harri Stojka & Gipsysoul
Harri Stojka: guitars, vocals
Ivana Ferencova: vocals
Matilda Leko: vocals
Heimo Wiederhofer: snare drum
Ivan Ruiz Machado: bass
Metin Meto: percussions
Geri Schuller: piano, arrangements, artdirection
Aliosha Biz: violin
Claudius Jelinek: rhythm guitar

Ekrem Sajdic & Gypsy Groovz feat. Elvis Ajdinovic Orchestar
Ekrem Sajdic, Elvis Ajdinovic, Meka Ajdinovic, Samir Ajdinovic, Alisan Ajdinovic: trumpet
Srbestijan Ajdinovic, Ivica Mustafovic, Miroslav Mustafic: tuba
Srdjan Ajdinovic: bass tuba
Momcilo Krstic: altosaxophone
Mustafa Salimovic, Demko Ajdinovic: drums

Sorry this part has no English translation

Harri Stojka & Gipsysoul
Nach einem Konzert im Wiener Konzerthaus verspüre ich einen persönlichen Kulturauftrag: Ich muss ein paar Zeilen über Harri Stojka schreiben. Keine Ahnung, ob das Ihre Musik ist. Seine ist es jedenfalls. Enger als ihm kann einem eine Gitarre nicht ans Herz gewachsen sein. Und wenn er einmal gestorben ist, was zum Glück noch Jahrzehnte kein Thema sein sollte, wird ihn Wien als eine der größten „Jazzlegenden“ der Welt feiern. (Das heißt: Wien wird sich damit feiern). Das Außergewöhnliche an diesem Künstler: Er macht seit 35 Jahren, wovon man sagt, es sei das Schlimmste, das man heute machen kann, will man erfolgreich sein: Er macht - den Mund nicht auf. Er ist der absolute Anti-Entertainer. Er hat nichts zu sagen. Gut, das haben viele. Aber er bekennt sich dazu, indem er schweigt. Und sagt er doch einmal was, dann: „Aans spü ma no!“ Oder: „Do hoda des foische Stickl dawischt“, (der Schlagzeuger), „konn passier’n!“ Medial darf Papa Mongo Stojka herhalten. Der erzählt alle paar Jahre die aufwühlende Geschichte der Roma-Familie, (wie diese Woche im Falter). Sonst herrscht Ruhe. Und Harri Stojka tut, was die Gitarre kann. Vielleicht kann sie es deshalb so gut, weil er nichts anderes tut. (Daniel Glattauer)

Ekrem & Gipsy Groovz feat. Elvis Ajdinovic
Aus Vranjska Banja, ein Roma-Zigeunerdorf von ungefähr 600 Familien in der Grenzregion zwischen Serbien und dem Kosovo, stammt der Trompeter Ekrem Sajdic und sein elfköpfiges Blasorchester und man kann nicht widersprechen: Es groovt mächtig. Mal tanzbar, dann wieder in kaum nachzählbarem Metrum verankert oder aber traurig wie eine New-Orleans-Brass-Band mit osteuropäischer Tonalität auf dem Weg zum Friedhof, lässt einen diese Musik entweder ganz unberührt (unwahrscheinlich) oder aber sie fließt direkt ins Herz. Und da kommt sie auch her. Kollektive wie individuelle Virtuosität der Art, die man kaum durch Ausbildung und Studium erwirbt als durch „learning by doing“, satt und weit im Klang und mit allen nicht touristisch verkitschten Klischees besetzt, die man mit der Heimatregion der Band verbinden kann, ist dort Musik selbstverständlicher Teil des Alltags, ein Überlebensmittel. Künstlerisch wertvoll zwar, aber nicht kunstelitär, ist dort Musik Lebensmodell und -erklärung, Leidenschaft, Mittel der Erinnerung und des Zusammenhalts. Für den Rest der Welt entdeckt auf dem serbischen Festival „Golden Brass Summit“, das es dort seit 1960 gibt und als das „serbische Woodstock“ bekannt ist, rückt das Orchester dem Hörer mit einer Musik zuleibe, wie sie internationaler an Einflüssen kaum sein könnte. Rivers Of Happiness, abgesehen von den Trommeln komplett aus Blech, ist Folklore und Jazz, Polka und Bebop von laut bis ganz, ganz leise, Sufi-Trancemusik, verbindet kleinasiatische Muster, polyphone Melodiearten aus Dalmatien, Ägypten und Sardinien und mehr in endlosen Variationen. Ein Füll-Horn. (Rolf Jäger)