Mi 7. Januar 2026
20:30

Die Strottern & JazzWerkstatt Wien 'Neujahrskonzert' (A)

Klemens Lendl: vocals, violin
David Müller: guitar, hammond organ, vocals
Clemens Salesny: alto, tenor saxophone, clarinets
Martin Eberle: trumpet, fluegelhorn
Martin Ptak: trombone

Peter Rom: guitar
Clemens Wenger: piano, keyboards
Bernd Satzinger: bass
Lukas König: drums

Wir starten ca. 1/2 h vor Konzertbeginn den Live-Stream (Real-Time, nach Konzertende nicht mehr abrufbar!). Durch Klicken auf "Zum Livestream" öffnet sich ein Fenster, wo Sie kostenlos und ohne irgendeine Registrierung das Konzert miterleben können. Wir ersuchen Sie aber, dieses Projekt über "Pay as you wish" zu unterstützen. Vielen Dank & Willkommen im realen & virtuellen Club!

Eine Zusammenarbeit der besonderen (Wiener-) Art entsteht, wenn sich DIE STROTTERN und die JAZZWERKSTATT WIEN zusammentun. Zu hören ist das auf ihrem aktuellen Album „Sieben Zwetschken“ (Jazzwerkstatt Records // VÖ: 13.06.‘25). Darauf vereinen sie textliche Finesse mit der Strahlkraft von diversen Instrumenten.

Bereits zuvor hat das Wienerlied-Duo Die Strottern mit dem Kollektiv JazzWerkstatt Wien zusammengearbeitet. Dabei sind die Alben „Elegant“ (2009) und „Wo fangts an“ (2015) entstanden. Fast zehn Jahre später folgt die dritte Kollaboration mit dem Titel „Sieben Zwetschken“. Die Strottern alias Klemens Lendl und David Müller machen seit mehr als zwanzig Jahren gemeinsam Musik und haben dem Wienerlied ein neues Leben eingehaucht und auch auf eine internationale Bühne gebracht. Die JazzWerkstatt Wien wurde 2004 gegründet und ist seither Inspiration und Wegbegleiter für viele Musiker:innen und Komponist:innen. Aus diesem kreativen Kollektiv haben sich sieben Musiker mit den Strottern zusammengetan, um ein virtuoses Gesamtkunstwerk zu gestalten. Ganz nach dem Motto – je mehr desto besser – wurde zusätzliche Verstärkung in Form von bekannten Texter:innen herangezogen. Bewährte Kräfte der Wienerliedszene, wie Karl Stirner und Christian Tesak haben Texte beigetragen, ebenso wie die Autor:innen Teresa Präauer und Lukas Meschik. Die Lieder reflektieren, sinnieren und bieten sowohl eine introspektive Perspektive als auch einen kritischen Blick auf die aktuelle Welt.

Das Album beginnt mit dem kurzen Intro „An die Kunst“. Es ist eine Deklaration, auch Kunst zu schaffen, in jenen Zeiten, die düster wirken und in denen die Sinnhaftigkeit von Kunst hinterfragt wird. Selbst wenn der Sinn dahinter nur schwer zu fassen ist, bleibt der Kunst, Ausdruck des freien Willens zu sein und eine Form von Widerstand. Das erste richtige Lied „Es rengt“ beginnt als melancholisch-ruhige Nummer. Dabei transportiert die Instrumentation einen warmen Unterton, der dem Regen, musikalisch interpretiert durch das Schlagzeug, eine positive Stimmung verleiht. Statt Trübsal zu blasen, wird die Natur zum Publikum. Die Ordnung, die einhergeht, wenn die sieben Zwetschken beieinander sind, ist oft nur von kurzer Dauer. Darüber sind sich die Musiker im titelgebenden Song „Sieben Zwetschken“ einig. Daraufhin begibt sich die Band auf eine turbulente Reise durch die Zahlen- und Alphabet-Welt der Unzulänglichkeiten.

Eine Abrechnung mit dem gegenwärtigen Strudel aus alternativen Fakten folgt mit „Wenn ka Teufel nicht wär“. Ganz neu ist dieses Phänomen nicht, bedient sich die Band textlich eines Johann Nestroy-Couplets aus der Posse „Höllenangst“. Darin geht es um den Verlust des (Aber-)Glaubens, durch die Aufklärung. Heutzutage ist die Skepsis gegenüber der Wissenschaft und das Zweifeln an realen Fakten durchaus wieder akut präsent. Das Album endet mit einer Hommage an die österreichische Hauptstadt und an deren Musik. Mit „Glückskekslied“ fängt die Band textlich und thematisch das Wiener Gefühl ein und endet damit ein weiteres Kapitel in der schier endlosen Erzählung der Wiener Musik.

Musikalisch öffnen die Musiker weiter Klangräume mit unterschiedlichen instrumentalen Färbungen. Dabei entstehen genauso Räume für direkte, klare Bläsersoli, wie auch leise Zwischentöne. Eingängiges Klavierspiel mischt sich mit groovigen Gitarrenmelodien und dem einen oder anderen frechen Bläserzwischenspiel. Das Album lädt zum nachdenklichen Mitgrooven ein, genauso wie zum Mitwundern über den Zustand der Welt. Dabei ist stets die Freude am gemeinsamen Musizieren präsent.

Mit „Sieben Zwetschken“ haben Die Strottern & JazzWerkstatt Wien ein komplexes Album geschaffen, das jedoch zu keinem Zeitpunkt überladen wirkt. Es spielt mit Textpassagen und Gedanken und malt dadurch bildstarke, musikalische Geschichten, die sich durch das gesamte Album ziehen. „Sieben Zwetschken“ ist ein gelungenes Gesamtkunstwerk und lässt auf eine baldige, erneute Zusammenarbeit der beiden Truppen hoffen.

Ylva Hintersteiner