Do 14. März 2024
20:30

Lawrence Fields 'To the Surface' (USA)

Lawrence Fields: piano
Yasushi Nakamura: bass
Gregory Hutchinson: drums

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"... Lawrence Fields...put swing and soul in everything, in and out of solos" New York Times

Es hätte nicht viel gefehlt und aus einem der vielversprechendsten jungen Jazz Pianisten und Keyboarder wäre ein weiterer Computer Nerd geworden. Geboren 1983 in St. Louis wuchs Lawrence in einer wohlsituierten Mittelstandsfamilie auf. Die Klavierstunden seiner Mutter kollidierten mit seinem Gefallen an Sport und anderen Freizeitaktivitäten und wurden früh eingestellt. Erst in der High School begann er als Pekussionist im Schulorchester. Aber dann war er schon als 17jähriger vollauf mit der IT Welt beschäftigt und verdiente erstes Geld als Software Entwickler. Eine gewisse Frustation mit dieser Welt lies ihn parallel in der lokalen Jazzszene Fuß fassen und wenig später schon wurde er mit seinem Trio verpflichtet, wenn Jazz Größen wie der Sänger Oscar Brown Jr. eine Rhythmusgruppe für ein Engagement in St. Louis benötigten.

Weitere Ermutigung erhielt er vom Pianisten Cyrus Chestnut und dann klappte es tatsächlich mit einem Stipendium in Berklee. Da stand einer künftigen Karriereplanung als Profimusiker nichts mehr im Weg. Er spielt erste Tourneen mit Stars wie Jeff "Tain" Watts und bald mit Nicholas Payton, Branford Marsalis und Christian McBride.

Nach dem Berklee Abschluss 2008 begann er eine enge Zusammenarbeit mit Trompeter Christian Sott und Saxophonisten Joe Lovano, der ihn in seinem Classic Quartet und seinem Quintet Sound Fields (mit Dave Douglas) präsentierte. Mit letzterem hörte ihn im Sommer 2022 im Wiener Porgy & Bess Club der Produzent Stephan Meyner, der für sein neues Label „Rhythm `n´ Flow Records“ Ausschau nach neuen Talenten hielt. Als Fields hörte, dass da der ehemalige Produzent einiger seiner Idole wie Geri Allen und Maceo Parker an ihm Interesse bekundete, traf es sich bestens, dass er ohnehin sein durch die Corona Epidemie verschobenes längst überfälliges Debütalbum plante.

Es erwies sich nicht als ganz einfach, einen gemeinsamen Termin zu finden, an dem Lawrence mit seinen zwei Wunschmusikern ins Studio gehen konnte. Bassist Yasushi Nakamura (Christian Sands, Cécile McLorin Salvant ua.) und Drummer Corey Fonville (Christian Scott, Butcher Brown ua) gehören zu den gefragtesten Musikern ihrer Generation. Für sein Debüt entschied sich Lawrence ganz auf akustische Musik zu konzentrieren. Mit neun Eigenkompositionen stellt er sich als sehr individueller Komponist eines vielschichtigen Repertoires vor. Seine Kompositionen zeichnen sich durch völligen Verzicht auf Klischees und verbreitete gängige Anleihen bei diversen Genres aus.

Tief verwurzelt in der Jazzgeschichte-Oscar Peterson und Herbie Hancock gehören zu seinen Vorbildern- schöpft er daraus eine moderne Vision von Jazz, die Rhythmik und Improvisation in den Mittelpunkt stellt. Mit jedem Solo erzählt er eine Geschichte, die in ausholenden fortschreitenden Bögen hochkonzentriert bis zu ihrem Ende voranschreitet, dabei immer eingebettet in das traumwandlerisch sichere Interagieren mit seinen Mitmusikern. (Stephan Meyner)

Mein Ziel mit "To the Surface" ist es, "ehrliche Musik" zu machen – ein Spiel, das direkt mit den Zuhörern kommuniziert, mit Emotionen, die in jeder Note zum Ausdruck kommen. Und die Leidenschaft über die Perfektion zu stellen. Es ist diese Art von Musik, die mich mein ganzes Leben lang am meisten beeinflusst hat, und ich möchte einen unverwechselbaren, persönlichen Sound vermitteln, der genau widerspiegelt, wer ich bin.

Die Klangpalette des Albums kombiniert Elemente aus verschiedenen Stilen dieser Musik, die ich liebe. Bei der Zusammenstellung des Albums habe ich darüber nachgedacht, wie ich sie alle einbeziehen kann, und ich habe mich dafür entschieden, sie so zu mischen, dass jeder einzelne ein Teil des Ganzen ist. Mir liegt es am Herzen, weder unerbittlich traditionell noch streng modern zu klingen, sondern das Nebeneinander von beidem und den fruchtbaren Boden in der Mitte zu umarmen.

In gewisser Weise spiegelt diese Aufnahme auch eine Reaktion auf den Trend zu immer komplexerer Musik wider. Ich wollte etwas Unbearbeitetes 'auf dem Blatt' lassen und die Freude am Erforschen und an der Ungewissheit zulassen. Ich weiß die Herausforderungen zu schätzen, die mit Musik einhergehen, die hauptsächlich zur intellektuellen Stimulation gemacht wird, aber ich bin am glücklichsten, wenn ich ohne Verzierungen schreibe, direkt von meinen Gefühlen zur Partitur.

In diesem Sinne entstanden viele dieser Songs nicht aus spezifischen Ideen, sondern aus Kombinationen von Gefühlen. "Parachute" wurde geschrieben, um ein Gefühl einzufangen, das sowohl freudig als auch bittersüß ist - ein Gefühl, das schwer in Worte zu fassen ist, aber einfach durch Noten zu vermitteln ist. "New Season Blues" entstand aus der Aufregung, der Vorfreude und dem Gefühl des Unbekannten, das mit dem Wechsel der Jahreszeiten einhergeht. Und "Moving On" wurde geschrieben, als ich mich mit dem Tod eines von mir bewunderten Menschen auseinandersetzte, und umfasst sowohl die Feier seiner Gaben als auch die wehmütigen Gefühle des Verlusts.

Der Albumtitel "To the Surface" steht für das buchstäbliche An-die-Oberfläche-Bringen von Ideen, Klängen und Kompositionen, die sich über Jahre hinweg angesammelt haben. Es steht auch für eine besonders bedeutungsvolle Phase meines Lebens, in der ich Dinge ansammle, die ich bisher durch die Musik anderer geteilt habe, und dazu übergehe, meine eigene Vision mehr in den Vordergrund zu stellen. Ich habe darauf gewartet, so viele Dinge auszudrücken, und dieses Album ist erst der Anfang dieses Prozesses. Das ist etwas, das mich sehr aufregt.

Und schließlich steht diese Musik für den Wert der Freundschaft. Ich hätte mir keine besseren Begleiter als Corey [Fonville] und Yasushi [Nakamura] wünschen können, und ihre Kombination aus Wärme, Liebe, Energie und Meisterschaft verleiht jedem Moment der Platte Leben. Die Aufnahmen wären ohne sie nicht dasselbe gewesen, und wir haben eine Reihe von Hürden überwunden, um dies zu ermöglichen, einschließlich des Wartens während der Pandemie. Der Song 'Yasorey' ist nach den beiden benannt und zeigt die Magie, die entsteht, wenn ihre geschmackvollen und eloquenten Spielweisen zusammenkommen.

In diesem Moment in meinem Leben fühlt sich das Timing richtig an, und ich bin begeistert, dass ich all das "To the Surface" mit euch teilen kann. (Lawrence Fields)