So 10. Juli 2022
20:30

Joe Lovano & Dave Douglas 'Sound Prints' (USA)

Joe Lovano: tenor, soprano saxophone
Dave Douglas: trumpet
Lawrence Fields: piano
Yasushi Nakamura: bass
Rudy Royston: drums

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Sound Prints, das Quintett von Dave Douglas und Joe Lovano mit dem Pianisten Lawrence Fields, der Bassistin Linda May Han Oh und Joey Baron am Schlagzeug, ist eine tiefe Verbeugung vor der klassischen Moderne des Jazz und Wayne Shorter als einem ihrer herausragenden Akteure. Schon der Name ist eine Anspielung auf Shorters „Footprints“, und erst auf „Other Worlds“, dem dritten Album in acht Jahren Ensemblegeschichte, spielte das Quintett im vergangenen Jahr, noch vor Corona, ausschließlich neue Kompositionen der beiden Bandleader. Zwischen Lovanos dreiteiliger „Other Worlds“-Suite und sieben Kompositionen mit eher innerweltlichem Bezug entwickelt Sound Prints einen radikal gegenwärtigen Entwurf dessen, was expressiver, dynamischer Jazz in seiner verlängerten, akustischen Linie heute zu sein vermag: ein mehrdimensionales und nach vielen Seiten offenes Spiel mit den Gravitationskräften von Melodie und Rhythmus, von bewusst gesetzter Dissonanz und ihrer zielsicheren Auflösung in der Dialektik von Komposition und Improvisation. Wertkonservativ könnte man diese Musik nennen, dabei jedoch radikal evolutionär. Zeitgenössischer Jazz auf höchstem Niveau. (Stefan Hentz, Jazz thing)

Ein drittes Album, das von der künstlerischen Festigkeit seiner Schöpfer zeugt: "Other Worlds" untermauert die solide Substanz weiter, die das Holz-Blech-Traumduo – Saxofonist Joe Lovano und Trompeter Dave Douglas – mit Sound Prints´ ersten beiden LPs geboten hat.

Im Umkehrschluss bedeutet dies jedoch nicht, dass sich die Formation auf ihren im freigeistigen Jazz-Milieu geernteten Lorbeeren ausruhen würde. "Other Worlds" markiert vielmehr - so abgedroschen es sich lesen mag - eine im Verhältnis zu seinen Vorgängern logische Weiterführung des Konzepts. Dass das gesamte Material als Tribut an Wayne Shorter konzipiert wurde, spielt dabei kaum eine Rolle, weil die Legende sowieso von jeher eine Hauptinspirationsquelle von Sound Prints gewesen ist.

Die zehn neuen Eigenkompositionen des Quintetts wurden innerhalb einer Woche im New Yorker Village Vanguard Studio aufgenommen und veröffentlichungsfertig gemacht und vermitteln einen entsprechend unmittelbaren, unverbrauchten Eindruck. Schwungvoll durchweg, zwanglos im Umgang mit unterschiedlichen Stilmitteln nicht nur aus dem traditionellen Jazz und scheinbar intuitiv aufeinander eingespielt zeigen sich nicht nur die beiden Köpfe der Band, sondern auch die kongeniale Rhythmussektion.

Ihre Sternstunde hat sie bereits in den eröffnenden zehn Minuten von ´Space Exploration´, die ihrem Titel alle Ehre machen, wohingegen Pianist Lawrence Fields bis zuletzt der heimliche Star des Projekts bleibt – sei es durch unauffällige Tonkaskaden in der näselnden Ballade ´Manitou´, die latentes Broadway-Flair mit experimentellem Saxofon-Flirren verschränkt, oder in Form von Thelonious-Monk-verdächtigem Akkordspiel der abgehackt stolpernden Sorte während ´The Flight´.

Fazit: "Other Worlds" kommt einem Coup gleich, denn Joe Lovano & Dave Douglas Sound Prints überführen mit ihrem dritten Longplayer die Atmosphäre und den explorativen Geist der frühen Werke von beispielsweise Art Blakey, Dexter Gordon und Horace Silver in ihren jeweiligen Combos - modern, klassisch, zeitlos-famos. (Andreas Schiffmann)