22. September 2021
Von Hannes Schweiger

DO 16. September 2021
Verspielte Erkundungen
LITTLE  ROSIES KINDERGARTEN
Anna Anderluh, Anna Widauer (voc), Lisa Hofmaninger, Werner Zangerle, Robert Schröck (reeds), Johannes Bankl (tp), Matteo Haitzmann, Florian Sighartner (v), Clemens Sainitzer (cello), Helmut Mühlbacher (e-g), Lukas Leitner (keys), Philipp Kienberger (e-b), Judith Schwarz (dr)

Wer ist denn nun „Little Rosie“? Wir wissen es nicht? Müssen wir es wissen? Tatsache ist, dass sich ein kreativbeflügelter, kunterbunter Haufen österreichischer, vorrangig mit dem Jazz auf du und du befindender MusikerInnen,  mit dem Zusatz „Kindergarten“,  unter diesem Namen zusammengefunden hat. Sie sind zudem die Stageband der Porgy & Bess-Saison 2021/22. Unter den Titel „Explorations“ haben die „KindergärtnerInnen“ ihre Erkundungen gestellt. Konzertabend Nr. 1 lautete: „Introducing“. Sprühender Initiativdrang, losgelassene, musikalische Energie ging vom ersten Moment an durch die Reihen der „KlangforscherInnen“. Was forschen sie genau? Sie forschen mit einer bereitwilligen Offenherzigkeit in alle erdenklichen musikalischen Richtungen. In besagte Jazzsphären, abstrakte Strukturen komponierter Avantgarde, rockig funkige Erdungen oder folk-rockige Liedkünste. Ein wuchtiger Ensemblecluster forderte stante pede alle Aufmerksamkeit. Dem folgten feinstoffliche Verflechtungen flirrender Streichinstrumente und satter Saxophone. Entsprechender rhythmischer Druck kam von der stupenden Schlagzeugerin/Perkussionistin der Band: Judith Schwarz. Eine der auffallendsten, heutigen Persönlichkeiten an dem Fell/Metall-Instrumentarium und überragende MusikerIn des Abends, ohne die anderen klein reden zu wollen. Klar ist, „Little Rosies“ bestehen unüberhörbar nur als Kollektiv. Aber Judith Schwarz ließ mit derartigem Impetus die leichten und schweren Taktteile tanzen, hielt sie unentwegt am Brodeln, wirbelte Kreuz- und Komplementärrhythmen so behände durcheinander, platzierte den Beat, mit findigen Akzentuierungsmustern umspielt, immer an entscheidender Stelle, das es die gemeinsamen „Spielereien“ ganz besonders überstrahlte. Außerordentliche Sensibilität und beeindruckende emotionale Kraft gewichtete außerdem jeden ihrer Schläge. Schwarz´ Spiel war der motorische Stachel in den Kompositionen. Diesbezügliche Ideen entsprangen allesamt Little Rosies „Brüdern und Schwestern“. Besondere Ansprache bewirkten speziell jene Stücke von Lisa Hofmaninger und Werner Zangerle. Konzipiert die Saxophonistin prägnante, soulige Grooves im Wechselspiel mit metrischen Auflösungen, „Taktlosigkeiten“, geräuschhaften Zellen und abrupten Schnitten, legt Zangerle seine Werke als harmonisch breite Aggregatzustände mit gelegentlichen aufwühlenden, kleinteiligen Klanggesten an und erzielte eine gewisse hymnische Epik, welche dann doch in dem einen oder anderen Moment zu zähflüssig geriet. Diesem Umstand kam aber irgendwann wieder die kollektive Aufgewecktheit in die Quere. Große Meisterschaft der KomponistInnen zeigte sich zudem in der organischen Verwobenheit des vorgefertigten Materials mit dem Freiraum für improvisatorische Entäußerungen. Brillant waren die beiden Vokalistinnen Anderluh und Widauer mit intuitiven Koloraturen vertrackter Melodielinien, der aus einer satten Klangwolke hervorbrechende Geigenexkurs von Sighartner, Helmut Mühlbacher, der in dralligem Rockidiom dahin stob,

der eines satten, voluminösen Tones mächtige Zangerle in der Tradition der Great Tenors. Dennoch ist der substanzielle Faktor der Musik die integrative Kollektivität und eine in diesem Fall besonders pulsierende Gruppendynamik. Herauszuhören war gleichwohl, dass noch einiges an nicht ausgeschöpftem Potential in dieser nonkonformistisch besetzten, quirligen „Kindergartengruppe“ steckt, welches sich mit Sicherheit im Zuge des Stageband-Turnus offenbaren wird.

Einführungstöne die zu erwartend Prickelndes, Überraschendes für die weiteren Kapitel verlauteten. Ums nochmals klarzustellen: liebe „Kinder“ ihr seid alle großartig.

g.