23. Juni 2021
Von Hannes Schweiger

DI 15. Juni 2021
Erinnerungsverknüpfungen
MEMPLEX
Mario Rom (tp), Werner Zangerle (ts), Philipp Jagschitz (p), Walter Singer (b), Niki Dolp (dr)

Eine balladeske Stimmung nahm vom Raum Besitz. Die Bläser verströmten melodische Sinnfälligkeiten, umspielten einander mit kontrapunktischer Sophistication. Harmonisch/rhythmisch reduktionistisch, klangfarbentupfend verlief die anreichernde Umgebungsgestaltung der Rhythmusgruppen-Freunde. Die hierorts bereits ihr großes Geschick für ungerade Taktarten und polyrhythmische Wandelbarkeiten anklingen ließen, welchem sie in folgenden Up-Tempo Macharten euphorisch auslebten. Pianist Jagschitz erzielte mit kontinuierlich eingesetzten repetitiven Akkordgruppierungen, sehrwohl ist er zudem ein findiger Improvisator den Quintenzirkel ausschöpfend, hypnotische Momente deren Wirkkraft Niki Dolp, ein Meister konziser, suggestiver Rhythmus Pattern, mit seinem Drumming noch steigerte. Die nötige Erdung lang in den kompetenten Händen des Bassisten. Das gab den beiden Primärsolisten entsprechend Auftrieb und Gelöstheit. Mario Rom spielte abermals in fassungsloser Verfassung, modulierte nach Belieben, tauchte die Temperiertheit  dann und wann gleichsam in ein Geräuschbouquet. Kaum weniger originell zog Zangerle querbeet durch die Skalen. Mit ausgesprochen persönlichem, massivem Ton. Wunderbar ausbalanciert war auch das Stimmungsverhältnis zwischen Kontemplation und Ausgelassenheit. Allesamt sind sie ausgewiesene Jazz-„Passionare“. In dieser Kollektivkonstellation behören die Musiker etablierte Jazzpositionen die näher auf die Hard Bop Stilistik eingehen. Fraglos einer eigenständigen Auffassung eingeschrieben, ausformuliert in Originalkompositionen mit großartigen Thementeilen. Modal weitgefasst, um raffinierte Harmoniefolgen niemals verlegen und in einer überzeugenden Schlüssigkeit der Form gebündelt. Ausreichend flexibel um für die Solisten genügend offenstehen zu lassen. Das schwang auch in der Individualität eines jeden Phraseologie mit. Somit standen Überraschungen in gehöriger Zahl parat. Wobei auch durchklang das der Freiheitsbegriff im Detail steckt – etwa formalen Exzentriken, die dem grundsätzlich konventionellen Konzept (ebenso hinsichtlich Rollenverteilung) einen anderen feingeschliffenen Drall gaben, wobei eine Spur radikalere Bruchlinien noch bannendere Inhaltlichkeit hervorgerufen hätten. Auch geriet die Geschlossenheit des Bandgefüges/ -sounds gelegentlich ins wanken – wenn  die sonst engmaschige Interaktion auseinanderdriftete. Was der Substanz der Musik keinen Abbruch tat. Um nichts weniger entwaffnend die Ehrlichkeit der Musik, da die Musiker uneingeschränkt ihr Erfahrungsrepertoire reflektierten. In diesem Zusammenhang besonders tiefbewegend jene Klangrede, das als Hommage an den kürzlich verstorbenen, umtriebigen Wiener Bassisten Thomas Stempkowski, u.a. Initiator der Konzertreihe Quanten-Kammer für Musik, angelegt war.

Eine ideensprühende Band die dem österreichischen Jazzlexikon einen weiteren signifikanten Eintrag beschert.