1. Mai 2019
Von Hannes Schweiger

DI 23. April 2019
MuSIEk unter dem Glassturz
SHEROES feat. LENI STERN
Leni Stern (g), Jamie Baum (fl, a-fl), Reut Regev (tb), Monika Herzig (p), Jennifer Vincent (b), Rosa Avila (dr)

Heutzutage wird es doch glücklicherweise bereits als Selbstverständlichkeit erachtet, dass ausschließlich von Frauen gebildete Ensembles das Musikleben bereichern. Eine derartige Projektidee vor der künstlerischen Intension wiederum dem Modebegriff  Empowerment einzuverleiben bzw. ihr eine plakative feministische Selbstbestimmungsattitüde umzuhängen, mutet gegenwärtig etwas irritierend an und drängt den kreativen Ansatz ins Abseits. Etablierte, ausdrucksstarke Musikerinnen waren seit jeher selbstbestimmt, ließen es nie an Selbstbewusstsein mangeln und zeigten/zeigen vielen männlichen Kollegen immer wieder wo die Musik spielt. Dennoch künstlerische Qualitätskriterien sollten geschlechtsneutral betrachtet werden. Unter Musikschaffenden wird das auch primär so gehandhabt. Gegenständliches Sextett verstrickte sich seitens des intellektuellen Ansatzes zu übersteigert in der weiblichen Genderposition. Im Zentrum muss doch die musikalische Wertigkeit stehen. Angesichts der Originalität des Bandnamens, war musikalische Originalität in diesem „Musikerinnen-Ensemble“ spärlich gesät. Initiatorin dieses US-amerikanischen Ensembles ist die aus Deutschland stammende, in den USA lehrende/lebende Pianistin Monika Herzig. Sie konzipierte auch den größten Teil der Stücke. Mit Leni Stern hat sie zudem eine namhafte Solistin gewinnen können. So interessant die Instrumentierung sich ausmachte, wurde recht bald deutlich, dass kein geschlossener Bandsound daraus erwuchs. Er litt unter Zerrissenheit und diffuser Konsistenz. Musikalisch konnte die Besetzung ebenso wenig überzeugen. Das Ergebnis blieb doch deutlich hinter den Möglichkeiten zurück. Halb gar wie die Themen der Stücke, stellten sich gleichfalls die Arrangements dar. Sie wiesen keinerlei Eigenheit auf und gingen vor Stereotypen über, die angegrauten Jazz-Fusion Prinzipien, versetzt mit Hard Bop Konfigurationen, entsprangen. Ähnlich undifferenziert und in starrer Linearität pflanzten sich die Improvisationen fort – harmonisch, melodisch, rhythmisch durchschnittlich. Selbst Leni Stern wirkte ausgesprochen farblos. Außer der Posaunistin, die setzte mit aufgekratztem, voluminösem Ton reichhaltige Improvisationen in den Raum.  Konnte aber der weitestgehend dominierenden Routiniertheit und pädagogischen Schwere der Umsetzung/des Konzeptes keine Wendung verleihen. Jazztexturen, die nach einer gewissen Gegenwärtigkeit streben, aber zu viel Eingeübtem anheimfallen, erstarren zu wächsernen Knospen. Da ist noch einiges an Potential in der Warteschleife.