Mi 29. April 2020
19:00

abpu_composer_orchestra descaled & designed & directed by renald deppe performs: für wenn ich zornig bin: graph

abgesagt !

music by r. haubenstock-ramati, a. logothetis & r. deppe
renald deppe: graph music: zur verschriftung der klänge
punctus contra punctum • ein monologisierender dialog

° I) Ein- & Aussichten:

Eltern haften für ihre Kinder. (§ 1309 ABGB, Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch, Österreich)

re_de: Ohren haften für ihre Köpfe.
Köpfe haften für ihre Ohren.

§ 1 (Zur Selbsthilfe bei kritischen Zu-, Auf-, Um-, Ab-, Außen-, An-, Hoch-, Tief-, Not-, Rück- & Gleichständen)

° II) Kenn- & Sternzeichen:

»Ich spreche mit meiner Hand, du hörst mit deinen Augen.« (Shitao)

re_de: Ich spreche mit meiner Hand, du hörst mit deinen Augen.
Du handelst mit deiner Sprache, ich sehe mit meinen Ohren.
Ich spreche mit meinen Ohren, du siehst mit deiner Hand.
Du siehst mit deiner Sprache, ich handle mit meinen Ohren.
Ich spreche mit meinen Ohren, du hörst mit deiner Hand.
Du hörst mit deiner Sprache, ich handle mit meinen Ohren.

Ich handle mit meiner Sprache, du siehst mit deinen Ohren.
Du sprichst mit deiner Hand, ich höre mit meinen Augen.
Ich handle mit meinen Augen, du hörst mit deiner Sprache.
Du hörst mit deiner Hand, ich spreche mit meinen Augen.
Ich handle mit meinen Augen, du siehst mit deinen Ohren.
Du siehst mit deiner Hand, ich höre mit meiner Sprache.

Ich höre mit meinen Augen, du handelst mit deiner Sprache.
Du siehst mit deinen Ohren, ich spreche mit meiner Hand.
Ich höre mit meiner Hand, du sprichst mit deinen Augen.
Du sprichst mit deinen Ohren, ich sehe mit meiner Hand.
Ich höre mit meiner Hand, du handelst mit deinen Augen.
Du handelst mit deinen Ohren, ich sehe mit meiner Sprache.

Ich sehe mit meinen Ohren, du sprichst mit deiner Hand.
Du hörst mit deinen Augen, ich handle mit meiner Sprache.
Ich sehe mit meiner Sprache, du handelst mit deinen Ohren.
Du handelst mit deinen Augen, ich höre mit meiner Sprache.
Ich sehe mit meiner Sprache, du sprichst mit deinen Ohren.
Du sprichst mit meinen Augen, ich höre mit meiner Hand.

° III) Ab- & Anwesenheit:

»Ein guter Wanderer lässt keine Spur zurück.« (Laotse)

re_de: Eine gute Spur lässt keinen Wanderer zurück.

° IV) Vom Be-, Ver- & Aufzeichnen:

»Was sich überhaupt sagen läßt, läßt sich klar sagen, und wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.« (Ludwig Wittgenstein)

re_de: Was sich überhaupt zeichnen und musizieren läßt, darüber kann man weder schweigen noch sprechen.
Das "Be- und Verzeichnen" musikalischer Prozesse ist wertvolles Kulturgut. Unsere Gegenwart nutzt hauptsächlich eine (auch zu kommerziellen Zwecken) global verbreitete Norm-Verschriftung der Musik.
Vielgestaltige Klangprozesse erfordern jedoch vielgestaltige Aufzeichnungssysteme.
Die Arbeiten dieser Ausstellung suchen und erkunden das vielgestaltige Gedächtnis der Worte, Klänge,Töne, Geräusche, unserer Augen und Ohren.

° V) Vom Über-, Nach- & Vordenken:

»Die Schrift ist ein Wissen, welches das Vergessen in den Seelen derer, die sie erlernt haben, zum Vorschein bringt.« (Platon)

re_de: Die Schrift ist ein Vergessen, welches das Wissen in den Seelen derer, die sie erlernt haben, zum Vorschein bringt.

° VI) Klarstellung:

»Schreiben und Zeichnen ist ein und dasselbe.
« (Paul Klee)

re_de: 

Zeichen und Klänge sind ein und dasselbe.

° VII) Entgrenzung:

»Die Malerei gehört gleichzeitig in die Familie der Kunst und die des Lebens. Weder die eine noch das andere lassen sich wiedergeben. Ein Paar Strümpfe eignen sich genausogut zu einem Bild wie Holz, Nägel, Terpentin, Öl und Leinwand.« (Robert Rauschenberg)

re_de: Die Welt der zeitgenössischen Klänge fühlt sich ausschließlich der Welt der zeitgenössischen Strenge zugehörig. Schwer zugänglich entfernt sie sich oftmals von den wahrnehmbaren Dingen, fast immer vom Leben. Und leidet.
Und hat vergessen: Holz, Nägel, Terpentin, Öl und Leinwand eignen sich genausogut zur Herstellung einer Partitur wie ein paar Strümpfe zum Musizieren.

° VIII) Ergänzung:

»Die musikalische Entwicklung hinkt der Entwicklung der Malerei stets um hundert Jahre hinterher.« (Eric Satie)

re_de: Die entwickelte Musikalität eilt der malerischen Entwicklung (vielleicht) um hundert Jahre voraus.

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Eintritt: Pay as you wish an der Abendkassa bzw. 7,50 € im VVK inkl. Sitzplatzreservierung