Mo 24. Juni 2019
19:00

Nora Rope 'pórnē acousmatic'

abgesagt !

Eva Bauer: Konzept, Text, Overheadprojektionen
Sophie Kirsch: Sprecherin
Philipp Wohofsky: keyboard, composition
Philipp Wallner: guit, composition
Max Platter: drums, composition

Aus Krankheitsgründen muss das Konzert auf Dienstag, den 12.November 2019, verschoben werden.... Bitte um Verständnis. http://porgy.at/events/9470/

• Eine strenger Kammerabend über Tabu-Themen: Zum Beispiel (laut DUDEN):
Eros (das der geschlechtlichen Liebe innewohnende Prinzip sinnlicher Anziehung),
Erotik (den geistig-seelischen Bereich einbeziehende sinnliche Liebe),
Sexualität (Gesamtheit der im Sexus = Geschlechtstrieb begründeten Lebensäußerungen), Pornographie (Darstellung geschlechtlicher Vorgänge unter einseitiger Betonung des genitalen Bereichs und unter Ausklammerung der psychischen & partnerschaftlichen Gesichtspunkte der Sexualität), Lust (Bedürfnis, Begierde, Drang, Gier, Leidenschaft, Neigung, Passion, Sehnsucht, Wunsch, Verlangen, Hunger, Sehnen, Genuss, Glücksgefühl, Seligkeit, Spaß, Vergnügen, Wohlgefühl, Entzückung, Frohmut, Labsal, Wonne, Pläsier, Glückseligkeit, Lüsternheit, Geilheit, Konkupiszens)
&
Zölibat (religiös begründete Standespflicht besonders der katholischen Geistlichen, sexuell enthaltsam zu leben und nicht zu heiraten).

»Wie gehen eigentlich katholische Priester, Mönche und Nonnen mit dem Zölibat um?
Was bewirkt es in ihrer Psyche, in ihrer Physis?

Begegnet man zufällig Nonnen, erwecken sie immer den Anschein von ungern ans Licht gekommenen Maulwürfen. Bleiche Gesichter, häufig gedunsen, meist bebrillt, wirken sie kaum als Gottes Ebenbild auf uns - das ja ohnehin, da ER männlich gesehen wird, für sie keine Gültigkeit hat.

Jede und Jeder ein wandelnder Komplex, lebende Neurosen, in lebloses Fleisch eingeschlossene Schizophrenien.

Heine hatte schon Recht: mit dem Christentum und seinem asketischen und lustfeindlichen Anspruch ist etwas in unsere Welt gekommen, als dessen Ergebnis eines Tages Beate Uhse und die Porno-Industrie zur natürlichen Reaktion wurde. Obschon (und das merkwürdigerweise) von de Sade bis heute alle Darstellungen das Geschlechtlichen ritualisiert erscheint.

Wie die Kirche die Individualität der Gläubigen auszulöschen gesucht hat und ihre Funktionsträger zumindest offiziell kastrierte und in ihrer Jungfräulichkeit einschloss, so entindividualisiert sind die Darsteller Sexualität auf ihre Details reduziert. Anstelle der Soutane die Nacktheit - und beides verdeckt die Person vollständig.
Menschen, auf Funktionen reduziert, werden unsichtbar.

Sie lassen keinen Zweifel an der Ernsthaftigkeit ihres Geschäftes, und darum gibt es auch keine heitere Pornographie und keine lustige Kirche. Auf der einen Seite die »unbefleckte Empfängnis«, auf der anderen Seite die Ejakulation in Großaufnahme.«

Günter Kunert
(Aus: »Die Botschaft des Hotelzimmers an de Gast. Aufzeichnungen«, 2004«)

Nun: (an)gespannt erwartet der Strenge-Kammer-Gast die (f)rohe Botschaft der heutigen pórnē acousmatic.

Und sinnfällig findet ein Themenkreis wieder nach Hause: war doch in den Räumlichkeiten des heutigen Porgy & Bess bis 1991 das legendäre Porno-Kino "Rondell" beheimatet: mit einem „Oben-ohne-Service“ ab 27 Schilling.

Heute gilt für Lost & Found: „Pay as you wish“ : Ein "Oben-ohne-Service“ ist gegenwärtig zumeist nur bei diversen (austriakischen) Regierungsaktivitäten zu bestaunen…: Herzlich Willkommen! (Renald Deppe)

• pórnē acousmatic führt die historische und gegenwärtige Funktion des Porgy&Bess als Pornokino und Jazzclub zusammen. Ausgangspunkt sind Porncompilations aus dem Internet, die unter Titel wie „antifeminist Porn“ online gestellt wurden. Bilder, Klang und Userkommentare werden seziert und unzensiert bis zur Unkenntlichkeit einer neuen Ästhetik zugeführt. Dabei entstanden ist eine durchgehende Komposition, die sich zwar ausschließlich den klanglichen, bildlichen und textlichen Elementen des Ausgangsmaterials bedient, aber keine Rückschlüsse mehr auf diese zulässt. Die antifeministischen Motive in Bild, Klang und Sprache werden damit einer neuen Ästhetik zugeführt und ihrer misogynen Grundlage beraubt. (Pressetext)

Eintritt: Pay as you wish an der Abendkassa bzw. 7,50.- € im VVK inkl. Sitzplatzreservierung