Fr 10. August 2018
20:30

Black Art Jazz Collective (USA)

Jeremy Pelt: trumpet
Wayne Escoffery: tenor saxophone
James Burton III: trombone
Xavier Davis: piano
Vicente Archer: bass
Johnathan Blake: drums

Das Black Art Jazz Collective, ein Querschnitt der wichtigsten Protagonisten im zeitgenössischen Jazz, hat ein einfaches Ziel, das so politisch wie gesund ist: eine Plattform für Künstler ihrer Generation zu schaffen, um ihnen die musikalische Zusammenarbeit zu ermöglichen und die Aufmerksamkeit auf kulturell und politisch bedeutende afro-amerikanische Persönlichkeiten zu lenken. Das BAJC orientiert sich dabei an ähnlichen geistesverwandten Gruppen, die sich zu verschiedenen Zeiten in der Geschichte des Jazz formiert haben, und verfolgt dabei ganz klar das Ziel, die beeindruckenden technischen Fähigkeiten ins rechte Licht zu rücken, über die jedes der Bandmitglieder sowohl in Hinsicht auf sein Instrument wie auch in Bezug auf kompositorisches Talent verfügt, und dabei gleichzeitig die dem Jazz immanenten Formen der Zusammenarbeit zu unterstreichen. Die Titel der einzelnen Nummern stellen dabei bewusst einen Bezug zur eng verwobenen Geschichte des Jazz mit jener der afro-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung her.
Der Opener „Double Consciousness“, W.E.B. Dubois gewidmet, stellt die Weichen mit einer Mid-Tempo-Komposition, die Saxophon- und Trompete gegeneinander ausspielt und die solistischen Fähigkeiten der beiden Künstler in den Vordergrund stellt, während das Ensemble mit einer soliden Basis unterstützt. Das Album enthält auch zwei Nummern zu Ehren von Barack Obama, „Awaiting Change“ und „No Small Change“. Die erste beginnt mit einer eingängigen Melodie, die jeder der Bläser dann in eine eigene Richtung weiterführt, stets begleitet von einem beschwingten Rhythmus, der für Bewegung sorgt, wobei Obama’s Aufstieg durch schrille hohe Töne und sich aufschwingende Bögen, die das Versprechen, die Euphorie und die Begeisterung, die seine Präsidentschaft mit sich brachte, nachgezeichnet wird. Das zweite ihm gewidmete Stück ist wesentlich reflexiver, mit einem wunderschönen Bass-Solo von Archer und kontemplativen Soli der anderen Bandmitglieder. Zu erwähnen wären noch „Essence of Beauty“, eine langsame Ballade, „Salvador Da Bahia“, eine spröde, spannungsgeladene Komposition, die sich auf den ersten Hafen auf dem amerikanischen Kontinent, in dem Sklavenschiffe anlegten, bezieht, sowie das rhythmisch treibende, sich schlangengleich windende Highlight des Albums, „The Shadower“.
Als faszinierendes Debüt, erwachsen aus einem deutlich formulierten Weltbild, präsentiert die erste Veröffentlichung des Black Art Jazz Collective einen klaren Kollektiv-Sound. Es wird spannend sein, zu verfolgen, in welche Richtung ihre Vision die Gruppe als nächstes führen wird. (Franz A. Matzner)