So 3. September 2017
19:00

Sainkho Namtchylak 'Visual senses of singer after visiting China'

Collection of works with the tea and the chocolate on paper.

Ausstellungsdauer: 04. bis 30. September, täglich ab 16 h

Sainkho Namtchylak
Die gebürtige Tuwinerin ist eine Wanderin zwischen den Welten, den Künsten, den Zeiten und den Stilen. Das spiegelt sich in ihrer kurvenreichen Biografie wider, die in bunten Farben von ihrer persönlichen und künstlerischen Vielseitigkeit erzählt. Obwohl ihre Rolle als Sängerin im Vordergrund steht, ist sie sich in Film- und Theaterprojekten tätig. Die Zahl ihrer musikalischen Kooperationen geht gegen unendlich.

Sainkho Namtchylak - Like A Bird Or A Spirit, Not A Face

Sainkho Namtchylak kommt 1957 in einem sowjetischen Goldgräberstädtchen nahe der mongolischen Grenze auf die Welt. Ihre Heimat, die Republik Tuwa, liegt in Südsibirien und zählt gerade einmal 300.000 Seelen. In der Hauptstadt, Kyzyll, beginnt Namtchylak 1975 mit dem Studium der Musik, wechselt aber bald in die Kulturmetropole Moskau, weil der Zugang zu einer professionellen Karriere in ihrer Heimat schwer ist.

Trotz aller Diskriminierungen ist Sayani, das staatlich tuwinische Folklore-Ensemble dem sie 1976 beitritt, ihre erste Sprosse auf der Karriereleiter. Die Tourneen mit Sayani führen sie in der zweiten Hälfte der 70er nach Europa, Australien, Neuseeland, USA und Kanada. 1981 siedelt sie endgültig nach Moskau um, um ihre musikalische Ausbildung am dortigen Konservatorium zu vervollständigen. Ihre Diplomarbeit befasst sich mit Vokalstilen sibirischer Folklore.

Während ihrer Studienzeit nimmt sie Kontakt zur Moskauer Avantgarde-Szene auf und etabliert sich als kreative und innovative Sängerin. Ihre Techniken orientieren sich einerseits am Höömei (auch: Khöömei), der tuwinischen Variante des Oberton- und Kehlkopfgesangs. Ihre musikalischen Vorlieben finden sich jedoch neben der Folklore ebenso im Jazz, der Avantgarde und der zeitgenössischen Klassik.

All diese Interessen kann sie als Kernmitglied der Moskauer Avantgarde-Band Tri-O ausleben. Die Truppe erspielt sich durch zahlreiche Tourneen und erstklassige Alben Ende der 80er/Anfang der 90er internationale Anerkennung. Durch Trio-O werden die ersten europäischen Musiker und Musikerinnen auf Namtchylak aufmerksam.

Mit Andreas Vollenweider, dem österreichischen Erfolgsharfenisten, spielt sie 1991 das Album "Book Of Roses" ein. Im selben Jahr sichert sich Christian Muthspiel, der Posaune und Klavier spielende Bruder von Wolfgang Muthspiel, ihre Dienste für die CD "Octett Ost". 1992 eröffnet sie die Dokumenta in Kassel.

Es folgen zahlreiche Kooperationen im Musik-, Theater- und Filmbereich, die sie im Lauf der Dekade zur prominentesten Künstlerin ihres Landes und zu einer im Westen hochgelobten und gefragten Schöpferin reifen lassen. Eckpunkte dabei sind die Alben "Letters" (1992, erschienen auf dem russischen Free Jazz-Label Leo), "Out Of Tuva" (1993), mit dem sie erstmals in den europäischen Weltmusikcharts vertreten ist und "Naked Spirit" (1998), für das sie in Deutschland den Preis für das "Album Of The Year - Worldmusic" erhält.

1994 arbeitet sie für ein Filmprojekt mit Jan Garbarek und Trilok Gurtu zusammen. 1995/1996 ist sie am Zürcher 'Theater Coprinus' und dem Wiener 'Theater des Augenblicks' engagiert. Inzwischen ist sie 'Weltbürgerin' und in Westeuropa (Wien, Berlin) ebenso zuhause wie in ihrer Heimat (Moskau, Kyzyll).

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts setzt sie sich neben weiteren Theater- und Filmengagements verstärkt mit den kreativen Möglichkeiten von Computern und moderner Musikelektronik auseinander. Ihre Bemühungen münden 2004 im Album "Who Stole The Sky?". Die zehn Stücke des wirklich außergewöhnlichen Albums verschmelzen westliche Clubmusikideale mit Elementen des (Free) Jazz und tuwinisch-asiatischer Folklore.

2005 erscheint ihr Buch mit dem Titel "Karmaland". Auch in den folgenden Jahren bleibt sie Bühne und verschiedenen künstlerischen Tätigkeiten treu. 2016 kommt mit "Like A Bird Or Spirit, Not A Face" eine interessante Zusammenarbeit mit der malischen Band Tinariwen auf den Markt. (www.laut.de)