Di 26. September 2017
20:30

Andrea Motis 5 feat. Christoph Mallinger (ESP/A)

Andrea Motis: trumpet, vocals
Ignasi Terraza: piano
Josep Traver: guitar
Martin Heinzle: bass
Esteve Pi: drums
special guest: Christoph Mallinger: violin, vocals

Mit nur 21 Jahren vom renommierten Jazzlabel Impulse unter Vertrag genommen zu werden setzt einiges an Talent voraus. Der Trompeterin und Sängerin Andrea Motis aus Barcelona wurde diese Ehre zuteil. Ihr Album „Emotional Dance“ ist eine kühne Demonstration ihrer Talente. Gesanglich nahe an Norah Jones, musikalisch aber weit abwechslungsreicher, flaniert sie munter durch Hard Bop, Bossa nova und Balladen. Ihre eigenen Kompositionen wie „I Didn’t Tell Them Why“ strahlen genauso hell wie Standards von der Güte eines „Baby Girl“ von Eddie Jefferson. Als Trompeterin brilliert sie auf dem ungestümen „Save the Orang Utan“. (Samir H. Köck)

Christoph Mallinger und die damals 14 jährige Andrea Motis haben sich im Jahre 2009 in Barcelona kennengelernt. Eine genseitige wunderbare Freundschaft enstand, die die Beiden die letzten Jahre immer wieder auf verschiedenen Konzertbühnen vereinte (Palau de la musica, Jazzfestival Barcelona, Jazzfestival Villa Rica (Chile), Jazzfest St. Moritz, Jazzfestival Navas). Mallinger, der in Österreich mit Formationen wie Sugar Daisy´s Hot Club, S.K.Invitational, MallingerSchramlHeinzle u.a. zu einem bunten Hund der Musiklandschaft zählt, konnte das Quintett, das zur Österreichpremiere natürlich ins Porgy & Bess kommt, einladen, um mit ihm die Debüt CD Emotional Dance von Andrea Motis zu präsentieren. Ein Mix aus eigenen Kompositionen von Motis und Mallinger, sowie feinen Arrangements von Bossa Novas, Jazz, Swing und katalanischen Songs werden an diesem Abend erklingen. (Christoph Mallinger)

Vorstadt-Wunder aus Barcelona

Jugendliche und sogar Kinder, die nicht auf Schlager, Disco oder Pop stehen, sondern auf Jazz? Das kaum Vorstellbare gibt es im Sant-Andreu-Viertel von Barcelona. Dort leitet der Jazzbassist und -Saxofonist Joan Chamorro die städtische Musikschule - und begeistert viele für seine Musik. Chamorro und seine Lehrer ermutigen die Schüler nach dem Unterricht auf den verschiedenen Instrumenten zum Zusammenspiel in kleinen Gruppen. So entstand 2006 die Sant Andreu Jazz Band. Das Jugendorchester aus Sieben- bis Zwanzigjährigen erfreute zunächst mit seinem Swing das Stadtviertel; inzwischen wurde es über Spanien hinaus bekannt; im März gibt die Sant Andreu Jazz Band vier Konzerte in Schweden.

Das Orchester versteht sich als Amateurband, die Freude an der Musik vermitteln will; doch es öffnet auch Wege ins Berufsleben: 2014 hatten acht Ex-Mitglieder der Sant Andreu Band Jobs als Profis gefunden. Am weitesten brachte es Andrea Motis. Die Tochter eines Angestellten wollte als Siebenjährige in der Musikschule Geige oder Klavier lernen. Weil diese populären Instrumente aber ausgebucht waren, entschied sie sich für die Trompete, später kamen Saxofon- und Gesangsstunden dazu.

Schulleiter Chamorro erkannte ein Ausnahmetalent. Noch als Teenager wurde die Hochbegabte Solistin in der Sant Andreu Jazz Band. Auf einem Festival in Spanien hörte sie 2011 Quincy Jones. Der geniale Produzent, dessen Karriere als Trompeter begonnen hatte, holte die damals 16-Jährige zu einem Auftritt mit seinen Global Gumbo All Stars auf die Bühne. Doch bis Amerika rief, sollte es noch ein paar Jahre dauern.

In denen reiste Andrea Motis im Quintett ihres Lehrmeisters Chamorro durch die Welt und verinnerlichte dabei als Trompeterin und Sängerin den Kanon der Jazzstandards. Zum Repertoire der Band gehören zudem Latin-Songs und neuerdings Lieder in katalanischer Sprache. Die schreibt Motis selbst, denn die inzwischen 21-Jährige ist keineswegs auf Jazz fixiert. "Ich höre gern klassische Musik und Folklore aus Spanien und Irland", sagt sie, "ich mag Bossa Nova und Hip-Hop, alle Arten von guter Musik sind mir willkommen." Up to date hält sich die Musikerin über das Internet. Sie sammelt CDs und bevorzugt dabei die Label Blue Note und Impulse.

Dass sie nun ausgerechnet vom Traditionslabel Impulse nach New York eingeladen wurde und dort mit US-Kollegen ein Album einspielen konnte, beglückt die junge Musikerin. Nach einem halben Dutzend CDs in Spanien ist sie nun Künstlerin auf dem Label von John Coltrane. Impulse freilich angelte sich die junge Spanierin nicht ausschließlich, um ihr Talent zu fördern. Das Unternehmen erhofft sich von Motis einen ähnlichen Auftrieb, wie ihn Blue Note 2002 mit dem Engagement von Norah Jones erlebte. (...) (Spiegel online)