Sa 6. Oktober 2007
20:30

Waldeck „Ballroom Stories“ (A)

Zeebee: vocals
Gerald Selig: clarinet, saxophone
Rüdiger Kostron: bass
tba: drums
Klaus Waldeck: mastermind
Nipplefish: visuals

Der Wiener Musiker und Kultproduzent Klaus Waldeck ist immer wieder gut für Überraschungen:
Mit seinem neuen Album „Ballroom Stories“ entführt uns der Wegbereiter des Wiener „Downbeats“ (zuletzt äußerst erfolgreich mit dem Projekt Saint Privat) in die längst vergangene Zeit der Tanz-Salons der 20er und 30er Jahre.
„Zu dieser Zeit gab es eine besondere Lebenslust – und ich denke, dass sie unserer heutigen Zeit gar nicht so unähnlich war. Es herrschte eine gewisse Vergnügungssucht – es war auch eine Zeit, in der Frauen erstmals solo ausgingen und mit ihren ewig langen Zigarettenspitzen auf ihr neues Selbstbewußtsein hinwiesen“
Waldeck geht es aber nicht darum, diesen alten Sound zu kopieren. „Wenn wir von dieser Musik sprechen, denkt jeder an alte Grammophone & Schellackplatten und daran, wie sie geklungen haben. Wir interpretieren allerdings den verstaubten Klang der Platten in die damalige Zeit hinein, obwohl live aufgeführte Musik, damals ja gar nicht so geklungen hat. Die Assoziationen haben sich gewissermaßen verselbständigt; erst mit dem Grammophonklang wird die Zeitreise möglich.
Der Künstler versucht also nicht den tatsächlichen Klang dieser Zeit zu reproduzieren, sondern seiner Musik die alte Grammophon-Ästhetik und die damit verbundenen Assoziationen einzuimpfen.
Für Waldeck eine spannende Sache: Es ist ja viel von dem, was in der Vorkriegszeit musikalisch passiert ist, durch den Zweiten Weltkrieg ausgelöscht worden. Danach war erst einmal Stille, verkitschte Heimat- bzw. Alpenromantik oder der Blick nach Amerika. Selbst der später aufkommende Austropop hat sich eher aus dem Proletariat heraus entwickelt und konnte keinesfalls an das anschließen, was sich in der Vorkriegszeit an Kabarett und Chanson-Kultur abgespielt hat. Ich versuche also mit meinem neuen Album dort anzuschließen, wo wir ohne diesen kulturellen Kahlschlag stünden.
Musikalisch umwandert das neue Album geographisch Jamaika mit seinen Off-Beat-Stilen, bis hin zu New Orleans und seinem Swing. Um das umzusetzen, hat sich Waldeck eine neue Stimme gesucht. Mit der Sängerin „Zeebee“ aus Vorarlberg hat er eine sehr gelungene Wahl getroffen, zumal sie als Solo-Künstlerin mit ihrem „Betty-Boop“-Stil schon öfters auf sich aufmerksam machen konnte. Mit dabei sind auch die langjährigen Weggefährten Brian Amos und Joy Malcolm (bekannt unter anderem als Sängerin der britischen Formation Incognito); letztere übrigens die Stimme aus dem Opener „Make my Day“, den Mercedes für seine aktuelle Formel 1 TV Kampagne mit Weltmeister Fernando Alonso außerwählt hat. Die wichtigste „Nebenrolle“ in Ballromm Stories spielt übrigens die Klarinette, die für Waldeck wie kein anderes Instrument, den Geist dieser Epoche transportiert. Ganz kann Waldeck freilich seine musikalischen Wurzeln des Dubs, die auch seine beiden Vorgängeralben prägten nicht verleugnen. Immer wieder taucht eine Prise Dubgroove & Reaggie in den Songs auf – und das ist gut so. Auf den Erfolg seiner beiden letzten Alben (sie schrammten knapp an sechsstelligen Verkaufszahlen vorbei)angesprochen meint Waldeck bescheiden: „Ich hoffe, daran kommerziell anzuschließen zu können.“ Wir glauben, das könnte sich ausgehen! (Pressetext)