Karl Ratzer Trio & Septeto Brazil meets Extracello (A/USA/BRA/AUS)
Karl Ratzer: guitar, vocals
Peter Herbert: bass
Howard Curtis: drums
Yta Moreno: guitar, vocals
Andreas Werth: organ
Fred Mascavo, Ricardo Matheus: percussion
Extracello
Edda Breit, Melissa Coleman, Margarethe Herbert, Gudula Urban: cello
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Den Jahreswechsel vertonte diesmal „Sir“ Karl Ratzer in der ersten Hälfte des Abends mit seinem „Trio exceptionnel“, in der zweiten erweitert um brasilianische Freunde. Über die bestechende Qualität des Trios gibt es eigentlich keine Worte mehr zu verlieren. Es gehört wohl ohne Übertreibung zu den homogensten, reaktionsdichtesten in der Jazzwelt. Die drei Musiker erwecken zudem den Eindruck, das Laid Back-Prinzip auf eine neue Ebene gehievt zu haben. Trotz aller Gelassenheit, die Musik kocht unter der Oberfläche. Die Improvisationen der drei „Maitres“ sind immer wieder aufs Neue von erlesener Gediegenheit und Brillanz. Rollenspiele gemäß Solist/Begleiter sind mit selbstverständlicher Wertigkeit aufgehoben. Schaffensprinzip ist eine in sich stimmige Parität, die das außerordentliche dialogisch-improvisierte Zusammenspiel unentwegt anregt. Als Appetizer hat Ratzer gern gespielte Fremdthemen ausgewählt. U.a. Sam Rivers „Beatrice“, den Standard „With A Song In My Heart”, einen Blues von Claudio Roditti. Unentwegt finden die Musiker im formalen Grundstock der Stücke neue Winkel, um davon ausgehend die eigene Intuition auf den Weg zu schicken. Bravourös werden unverbrauchte harmonisch/melodische Progressionen bzw. rhythmische Ausweitungen, Neuvermessungen – die Korrelation zwischen Herbert und Curtis kann verschränkter nicht sein - mit nötiger Unaufgeregtheit hingezaubert. Durch die in Ratzers Spiel immer ausgeprägter sich formulierende Fähigkeit der Wesenskernerfassung eines musikalischen Aggregatzustandes, illuminieren die Erzählungen in besonderer Klarheit, Reinheit, Sensibilität, Geschmack. Zusammengezogen: raffinierte Einfachheit in ganz großer Meisterschaft. Nach außen hin extrovertierter gestaltete sich das Zusammentreffen mit den Brasilianern. Das hatte eher Jam-Charakter. Das thematische Material stammte großteils vom Gitarristen Yta Moreno. Gefasst im Bossa Nova- oder Samba-Modus. Von den beiden Perkussionisten erwartete man sich einen zusätzlichen Bewegungssturm. Bedauerlicherweise blieb es dahingehend nur bei routinierter Begleitung ohne wirklich eloquente Akzente. Die setzten eindrucksvoll auf der rhythmischen Seite Howard Curtis, Jazzrhythmik und Latin-Groove gingen bei ihm natürlichst Hand in Hand, sowie harmonisch/melodisch ausformuliert Ratzer und Herbert. Beigaben des brasilianischen Idioms in dieser Form erfüllen nicht die Möglichkeit erweiterten Farbenreichtums und sind im Endeffekt für das Trio nicht ergiebig oder erforderlich. They do it their way, in their time. (Hannes Schweiger über das Konzert vom 1.1.2024)