Fr 10. März 2023
20:30

Lucas Niggli & Matthias Loibner 'Still Storm' (CH/A)

Lucas Niggli: drums, percussion
Matthias Loibner: hurdy gurdy, electronics

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Der Komponist und Schlagzeugkünstler aus der Schweiz, Lucas Niggli, hat gemeinsam mit dem österreichischen Künstler Matthias Loibner ein Konzert am Freitagabend im Alten Schlachthof gegeben. Niggli ist dem Sigmaringer Publikum nicht unbekannt. Vor einigen Jahren trat er mit der chinesischen Künstlerin Xu Fengxia ebenfalls im Schlachthof auf. „Wir stehen dahinten und wissen nicht, ob wir anfangen sollen. Wie ist denn die Stimmung? Sonst gehen wir wieder nach hinten“, sagte Matthias Loibner noch kurz vor dem Konzert. Die Kombination Drehleier und Schlagzeug ist an sich schon ungewöhnlich, doch was die beiden Künstler daraus machten, zog das Publikum von Anfang an in seinen Bann.

Das große Reden ist nicht die Sache von Niggli und Loibner, sie spielen lieber gemeinsam und dabei kam das Publikum schon ins Grübeln, ob nun alles Improvisation ist oder ob die Beiden so gut eingespielt sind, dass man eben denkt, es sei Improvisation. Die Klangwelten die Niggli und Loibner schufen, waren geprägt von Perfektion und Kreativität. „Mit Lucas kommt man so ins Spielen, da vergisst man das Reden. Ich wollte eigentlich so viel erzählen“, sagte Loibner. Versunken in ihre instrumentelle Arbei zauberten sie mystische Lieder, die auch mal länger als gewohnte drei Minuten dauerten und ihre Spannung bis zum Schluss aufrecht erhielten.

Und genauso versanken die Zuhörer in den Melodien und vergaßen Raum und Zeit. Niggli und Loibner verstanden sich bestnd und so reichte stets ein Zunicken, um ein neues Lied anzustimmen. Niggli spielt dann auch mal gerne mit drei Schlagstöcken und schlägt nebenbei noch den Gong. Blitzschnell wechselt der Schlagzeuger seine Stöcke und bearbeitet damit so das Schlagzeug, dass Holzstückchen von seinen Stöcken durch den Schlachthof fliegen. Ein anderes mal nimmt nimmt Niggli andere Rhythmusgeräte zur Hand, während Loibner unermüdlich seine Drehleier dreht und dank elektronischem Verstärker den Schlachthof ausfüllt.

Nur bei einem Lied sang Loibner in seinem österreichischen Dialekt dazu und so erzählte Loibner, das Lied habe immer sein Opa gesungen, wenn er betrunken nach Hause kam und kein Geld mehr hatte. entsprechend wehmütig klangen die Verse: „Ich hab keinen Vater und keine Mutter mehr. Ich bin ein verlassenes Kind.“ Danach dreht sich der Rhythmus und die Drehleier zu einem Schlaflied, das orientalisch anmutet und die Zuhörer berührte. Mit einer Zugabe „Mooreiche“ endete das ungewöhnliche Konzert. „Es ist immer so schön in Sigmaringen im Alten Schlachthof zu spielen“, fand auch Lucas Niggli. (Ute Korn-Amann)

Herzvoll und hemmungslos malen Lucas Niggli und Matthias Loibner Klänge ins Jetzt - berührend und berauschend, gespeist aus einem riesigem Repertoire zwischen Klassik, Elektronik, Tradition und Imagination. In jeder Farbe, jedem Ton ihres farbenfrohen Spiels lauert ein stiller Sturm darauf in rhythmische Kaskaden und Klanglawinen loszubrechen.

Ein Glück, dass sich die beiden gefunden haben, aber kein Zufall - ihre Tourpläne lassen sie vornehmlich abseits ausgetretener Routen reisen, entdecken, und ihre Geschichten in den vielfältigen Klängen ihrer Instrumente wiederfinden.

Matthias Loibner ist ein Vordenker seines Instrumentes, der Drehleier. Das mit Klischees beladene Spielmannswerkzeug führt er entlang von französischem Barock, Haydn, Schubert und Jazz mit elektronischer Erweiterung stilsicher in die Neuzeit.

Lucas Niggli ist einer der eigenständigsten und gefragtesten Schlagzeuger Europas, spielte und spielt in unzähligen - zum Teil wegweisenden - Formationen im Grenzbereich von Jazz, Neuer Musik, Rock und Improvisation. Im Sommer 2022 erscheint die erste CD des Duos auf dem renommierten Label INTAKT Records : STILL STORM, CD 386