Mi 31. März 2021
20:30

Aly Keïta / Jan Galega Brönnimann / Lucas Niggli (CI/CH)

Aly Keïta: balafon
Jan Galega Brönnimann: clarinet, bass clarinet, soprano saxophone
Lucas Niggli: drums, percussion

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Beglückende Grossartigkeit

Und was immer das auch gewesen sein mag, was Jan Galega Brönnimann und seine beiden Komplizen am Eröffnungsabend des Festivals vorführten, es war von beglückender Grossartigkeit. Was mit einfachen Melodieführungen beginnt, wird im Verlauf des Auftritts immer komplexer, abenteuerlustiger und entfesselter. Brönnimanns Klarinetten dienen mal als elektronisch verfremdete Bassbegleitung, mal als solistische Werkzeuge, das Balafon Keitas wird bis an die Belastungsgrenze geklöppelt, und was Niggli hinter seinem Schlagzeug veranstaltet, ist ohnehin eine Disziplin für sich.

Nach zirka vier Stücken geht ein kleines Raunen durch die Menge. Es soll nun also schon Schluss sein mit der allseits beliebten Klangmaterie, wegen der eigentlich alle gekommen sind: «So, das war nun garantiert unser letztes Jazzstück», spricht Jan Galega Brönnimann ins Saalmikrofon. Als sei der Jazz etwas, wofür man sich entschuldigen müsse. Der weitere Verlauf des 9. Be-Jazz-Winterfestivals hat dann etwas ganz Anderes untermauert. Er hat Zeugnis davon abgelegt, dass der Jazz ein wunderbar vieldeutiger Begriff ist und dass beileibe kein Anlass besteht, sich von ihm loszusprechen. Und was immer das auch gewesen sein mag, was Jan Galega Brönnimann und seine beiden Komplizen am Eröffnungsabend des Festivals vorführten, es war von beglückender Grossartigkeit.

Der Bassklarinettist Brönnimann ist hier auf seinen Sandkasten- und Lehmhüttenkollegen Lucas Niggli gestossen. Beide sind in dem kleinen Kameruner Dorf Bafut aufgewachsen, sie kennen sich quasi seit dem ersten Lebensjahr. Und es sind abenteuerliche Geschichten aus dieser Zeit überliefert. Einmal sollen die beiden beim Zäuseln einen ganzen Urwald-Hang in Brand gesteckt haben.

Am Be-Jazz-Winterfestival versetzen sie mit ihrem verspielten und doch vorwärtsdrängenden Afro-Jazz beinahe ein ganzes Auditorium in Hitzewallung. In ihre musikalische Mitte haben die beiden Afro-Schweizer den ivorischen Balafonspieler Aly Keita geladen, einen Mann, der schon in Bands von Leuten wie Joe Zawinul oder Jan Garbarek in Erscheinung getreten ist. Und auch wenn die Besetzung mit Balafon, Bassklarinette und Hochenergie-Schlagzeug weder im Jazz noch im Jazzverwandten je zuvor erprobt worden ist, bleibt das kulturelle Fremdeln aus.

Was mit einfachen Melodieführungen beginnt, wird im Verlauf des Auftritts immer komplexer, abenteuerlustiger und entfesselter. Brönnimanns Klarinetten dienen mal als elektronisch verfremdete Bassbegleitung, mal als solistische Werkzeuge, das Balafon Keitas wird bis an die Belastungsgrenze geklöppelt, und was Niggli hinter seinem Schlagzeug veranstaltet, ist ohnehin eine Disziplin für sich. Das ganze Abenteuer ist nachzuhören auf dem kürzlich erschienenen Album «Kalo-Yele» (Intakt). Höhepunkt – sowohl auf der CD als auch am Konzert – ist die Ballade «Mamabamako», die Brönnimann für seine verstorbene Mutter geschrieben hat. Da schluchzt das Gemüt. (Ane Hebeisen)