Mi 10. März 2021
20:30

Adriane Muttenthaler & Criss Cross (A)

Chris Kronreif: soprano saxophone
Viola Falb: alto saxophone
Arnold Zamarin: tenor saxophone
Adriane Muttenthaler: piano
Heinrich Werkl: bass
Lukas Aichinger: drums

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…es überrascht, wie reibungslos einem diese komplex gedrechselten Stücke in die Ohren flutschen. Wenn das Sextett der Pianisten-Komponistin Adriane Muttenthaler zwischen kammermusikalischer Raffinesse und jazziger Interaktion balanciert, dann kratzen Dissonanzen nicht, sie kitzeln; und auch diffizile Rhythmen entfalten sich da gerne als samtige Grooves... (Christoph Irrgeher, Wiener Zeitung, 2010)

Wenn ein Ensemble sein dreißigjähriges Bestehen feiert, dann ist das in dieser schnelllebigen Zeit an sich schon eine kleine Sensation. Meist bestehen Bands nur für einzelne Projekte, werden für diese zusammengestellt und danach gehen die beteiligten MusikerInnen wieder eigene Wege. Adriane Muttenthaler und ihr Ensemble Criss Cross bilden da eine große und sehr erfreuliche Ausnahme.
Die Band der Pianistin und Komponistin begeistert mit ihrem lebendigen, vielfältigen Klangbild und hat sich als hell strahlender Fixstern am Jazzfirmament etabliert. Die Kompositionen Adriane Muttenthalers machen es einer Band auch leicht zu glänzen, denn sie geben den Solisten Raum zur Entfaltung und natürlich wissen beispielsweise die Saxophonisten diesen Raum mit ihren persönlichen Phrasierungen zu nutzen. Die Rhythmusgruppe um den Bassisten Heinrich Werkl schafft dazu das solide Grundgerüst, das zu verschiedenen musikalischen Welten einlädt. Adriane Muttenthaler hat nämlich die Gabe, auf ganz spielerische Art und Weise, das Publikum von Swing und Groove, zu World Music und zeitgenössischer Klassik zu verführen. (Snow Jazz Gastein 2015: "alpine roots")

„Das Erkunden neuer musikalischer Wege, das Brückenschlagen hin zu anderen Stilen und die Erschaffung eines Gesamtsounds, welcher nicht den traditionellen Kategorien entspricht, genau dies sind die künstlerischen Stützpfeiler der seit nun über 25 Jahre werkenden Band.“ Im Unterschied zu vielen Musikerkollegen, die durch eine nahezu unüberschaubare Vielfalt an verschiedenen Projekten und Kollaborationen auffallen, konzentriert Adriane Muttenthaler ihr kreatives Potenzial seit mittlerweile genau 30 Jahren im Wesentlichen in ein Projekt mit dem Namen „Criss Cross“. Diese Leistung ist beachtlich, wenn man sich vor Augen führt, dass nur wenige Formationen mit genug Substanz, Beständigkeit und schöpferischer Kraft aufwarten können, um sich nicht in einer ständig wiederholenden Leier zu verlieren, sondern stets mit neuen musikalischen Akzenten zu überraschen. Daneben widmet sich Muttenthaler intensiv der Komposition und seit einigen Jahren auch der Malerei.

Adriane Muttenthaler wurde 1955 in Kanada geboren, wuchs jedoch in Österreich auf. Ihre Ausbildung absolvierte sie in Wien an der Musikuniversität und am städtischen Konservatorium. Bereits 1982 gründete Muttenthaler die schon erwähnte Formation „Criss Cross“, die seither als ihr primäres Ausdrucksmittel fungiert, wo Spielweisen des Mainstream bis Free Jazz mit Einflüssen aus Klassik, Neuer Musik, Volksliedkunst und Worldmusic bis hin zu grooveorientierten Rockrhythmen in variierendem Ausmaß miteinander fusioniert werden. Die zugrundliegende musikalische Formensprache, Ästhetik und Besetzung orientiert sich jedoch stark am Jazz, eingebettet in durchdachte, detailliert-auskomponierte teils ungewöhnliche Arrangements mit mehr oder weniger Raum für Improvisation. Muttenthaler ist „stets bestrebt, den Jazz auf eine nächsthöhere Ebene zu heben, ihn aus dem ursprünglichen klanglichen Kontext einem genreübergreifenden zuzuführen. […] Ziel von „Criss Cross“ ist es, das Ausdrucksspektrum des zeitgenössischen Jazz zu erweitern. […] Die hohe Kunst des Crossovers also.“

„Was Criss Cross musikalisch auf den Weg bringen, und das auf virtuose und faszinierende Art und Weise, ist eine sehr edle und an Nuancen ungemein reiche Form des Begriffs Crossover.“ Bis dato veröffentlichte die Formation sechs CDs („Asphalt und Neon“ 1993, „Visions & Realities“ 1997, „Kaleidoscope“ 1999, „Places & Faces“ 2001, „Crazy Moon“ 2006 und „Überrascht“ 2009), vorwiegend in Sextettbesetzung mit dreistimmigem Saxophonbläsersatz (Sopran-, Alt- und Tenorsaxophon) – der teilweise um weitere Klangfarben (Baritonsaxophon, Querflöte, Bassklarinette) ergänzt wird – und klassischer Rhythmusgruppe (Piano, Bass, Schlagzeug). Muttenthaler fungiert dabei sowohl als Komponistin als auch Pianistin, wobei sie in kompositorischer Hinsicht von ihrem Bassisten Heinrich Werkl unterstützt wird. Zu ihren weiteren Mitmusikern zählen u.a. Thomas Kugi, Helmut Strobl, Walter Grassmann, Michael Erian, Stefan Öllerer, Emir Kristof, Chris Kronreif oder Christoph Pepe Auer. Die Ausnahme von der Regel bildet das 2001 erschienene Album „Places & Faces“ wo das Sextett um die Klangmöglichkeiten eines Streicherquartetts – mit Gert Schubert, Michael Radanovic, Franz Bayer und Melissa Coleman – erweitert wird. Parallel zu den Tonträgerveröffentlichungen unternahm die Band bereits zahlreiche Tourneen angefangen vom Nahen Osten, über unzählige europäische Städte bis ins ferne Mexiko.

Neben ihrer eigenen Band widmet sich Muttenthaler auch intensiv der Komposition und schreibt Werke für namhafte Orchester aus dem Bereich der Klassik und Neuer Musik sowie für Filmproduktionen und Tanztheater. Zu ihren „Auftraggebern“ zählen u.a. das „Koehne Quartett“, „Spring String Quartett“, „Boesze Salonorchester“ oder die „Niederösterreichischen Bläsersolisten“. Für ihre Werke wurde Muttenthaler bereits mehrmals mit Auszeichnungen und Stipendien so etwa von der Theodor Körner Stiftung, des Bundeskanzleramtes oder der Kulturabteilung der Stadt Wien geehrt. Daneben ist Muttenthaler als Gastdozentin in Europa, Asien und Amerika tätig.

Bei ihrer neuesten künstlerischen Errungenschaft widmet sich die Pianistin und Komponistin einem ganz anderen Metier, nämlich der Malerei. Obwohl auf den ersten Blick sehr gegensätzlich, eröffnen sich bei näherem Hinsehen zahlreiche Parallelen zur Musik wenn es um Ausdruck, Kontrast, Spannung, Farbspiel, Dynamik, Rhythmus oder Akzente geht. Nichts desto trotz genießt Muttenthaler als Gegenpol den wohl eklatantesten Unterschied, die Stille. Ihre Techniken sind da wie dort sehr variantenreich und beinhalten das Malen, Spachteln, Schütten, Sprühen oder das Gestalten von Collagen. Alles in allem „[…] farbenfrohe, lebensbejahende Bilder, die für sich sprechen“.

Ohne Zweifel zählt Adriane Muttenthaler zu einer der langjährigsten und profiliertesten Botschafterin des österreichischen Jazz, die sowohl innerhalb ihrer Musik, Komposition und Malerei als auch gattungsübergreifend den sprichwörtlichen Brückenschlag par excellence vorlebt. Einfach „Criss Cross“ einfach Crossover. (Georg Demcisin, 2013)