Feb. 23, 2021
By Hannes Schweiger

Sorry this part has no English translation

MI  17. Februar 2021
Wenn die Berge singen könnten
BLECHBARAGGE – „WIR BLASEN EUCH DEN MARSCH“
Andreas Broger (ts, cl), Joe Bär (tuba), Alfred Vogel (dr, perc)

Gemeint sind da jetzt die Berge Vorarlbergs, den von dort her kommt dieses Terzett. Und die Berge würden sehr wohl auch einige von den feixenden Stückelen dieser alpenländischen „Andersticker“ zu Tale rollen lassen. Soweit so guat. Jedenfalls haben sich die Barackler zu einem fulminanten Gipfelsturm entschlossen und hören weit ins „Jazz-Land“ hinein. Ihre Ohren gehören der Jazzverlaufsgeschichte seit dem Bebop-Ausbruch. Aber auch die Frühsozialisation mit volksmusikalischer Blasmusik und ebensolchem Liedgut bleiben nicht unbeachtet. Wiewohl paraphrasiert und bruchstückhaft einbezogen. Steilwandig wie almrauschig inszeniert. Diese Höhenluft vermengt sich symbiotisch mit der Energie, dem Pulsieren des Urbanen. Kein Wunder, alle drei sind höchstversierte Improvisatoren, jazzaffine Spurensucher, originelle Ausloter, Allerlei-Möglichkeiten-Nutzer. Sodann rollte flugs eine sehr drahtig konsistente Blechlawine einher. Alfred Vogel zog gleich einmal flink den perkussiven Raster. Zunächst glommen seine Klangspiele in pixelhafter Manier. Metrischen Reglements enthoben. Umso mehr mit dynamischem Feinschliff und abstrahierter Melodik. Konträr dazu warfen die Bläser ihr Befinden ins Spiel. Von Seiten des Tubisten Joe Bär waren dies kürzelhafte Tonfolgen, vollmundig aus dem tiefen Register des Blechmonsters gehoben, während Andreas Broger ebenso mit viel Volumen eindringliche Melodielinien im Legato Modus ausbreitete – einem saftigen Ton einverleibt. Dann zogen die Musiker weiter. Thematisches Material, retardierend angelegt bzw. von ausreichend groovendem Befund, wurde unorthodox aufgegriffen. Der hohe Interaktionsgrad erlaubte dies spielend. Vom Schlagzeug kam gelenkiges Timekeeping, von vifen Drum-Pattern Melismen durchzogen, schwenkte erneut in aperiodische, filigrane Zeitgliederung um, ehe wieder ungeheure polyrhythmisch angelegte Bewegungsenergie voranpreschte. Vogel deutete hintergründig Marschrhythmen an, zerlegte sie in zwingende Teilrhythmen und Pattern. Dem Sog solchen Drives gibt man sich ungefragt hin. Das ließ Broger und Bär mit Kinästhesie auftrumpfen. Beide zogen ausgiebig am Grat spontaner Explorationen entlang, waren aber immer einem tonalen Zentrum im Wort. Als zusätzliche starke rhythmische Ader deklarierte sich der tradiert swingende, markig funkende, ad lib perkussive „Tubismus“. Dem aber auch das reine Soundspektrum nicht fremd ist. Mit der Fähigkeit in konzisen Soli Essentielles darzulegen, zog Broger stringent die melodischen/harmonischen Koordinaten. An der Klarinette ein anrührender Ton und am Tenor erweckte er des öfteren Erinnerungen an „Coleman Hawkinsche“- Sanftmut, die dennoch auch bärbeißig ausbuchsen kann. Die Umhüllende ist die kollektive Gestik, von gewitzten Off-Beat Schichtungen geprägt. Da wurde bizarr gelandelt, klassisch gebopt, sowie euphorisch oberhalb der Baumgrenze herumflaniert. Querverstrebte Marschrichtung: zeitgenössische Modal-Jazz Gemengelage. Ja, da fliegt  schon mal das Blech weg, wie einem hier der Marsch geblasen wird.

Der Streaming-Modus bleibt bis auf weiteres aufrecht. Jedoch der Zuspruch seitens der Zuschauer-/ hörerschaft ist bemerkenswert wie Porgy & Bess-Chef Christoph Huber betont. Kompliment Ihnen allen, wertes Publikum, auch von dieser Stelle.