Oct. 25, 2019
By Hannes Schweiger

Sorry this part has no English translation

SO 20. & DO 21. Oktober 2019
Tieftöner-Olymp
THE STANLEY CLARKE BAND
Stanley Clarke (acc-b, e-b), Beka Gochiashvili (p, keys), Cameron Graves (keys), Evan Garr (v), Jeremiah Collier (dr, perc), Salar Nader (tabla)

Zurück zur Leidenschaft. Und die gehört bei Stanley Clarke dem Konglomerat aus Transmittern von Jazz, Rock & Funk. Dieser Schnittmenge half er ja in den 1970er Jahren ordentlich auf die Sprünge. Hievte das E-Bass Spiel in seiner Funktionalität auf ein neues Niveau. Nebstbei führt er am Kontrabass die Tradition der großen Neuerer mit phänomenaler Technik fort. Ein ausgezeichneter Ruf hängt ihm ebenso als stilistischer Kosmopolit an. Schwenk zum Aktuellen: Clarkes langjähriges Quartett mit den beiden Keyboardern nebst Schlagzeuger hat er jüngst mit der Hinzunahme eines Geigers und Tabla-Spielers runderneuert. Rhythmisch bedeutet dies eine Potenzierung der Vielschichtigkeit, des Drive. Harmonisch/melodisch eine aufregende chromatische Sättigung.

Zusammengenommen expandiert die Fülle an Klangfarben. Dem Idiom wie Schema der nach wie vor praktizierten Verbundenheit zur einstigen Fusion-Idee nimmt der Bassist nun umso mehr die Abgedroschenheit. Souverän im Materialumgang, virtuosest in der Umsetzung, Spontaneität als ein Muss eingepflanzt, griff eine ziemliche Frische um sich. Clarke ist das musikalische Epizentrum. Unaufdringlich, euphorisch, impulsgebend. In eben jener unfassbaren Unangestrengtheit lässt er sein Instrument singen. Selbst in den rasantesten Bewegungsabläufen sind die Töne klar umrissen und intoniert. Gebündelt zu Ketten aus fantasievollem Melos, gnadenlos peitschenden Ostinaten, rhythmisch explodierenden Slap-Exzessen, wie sie noch keinem Kontrabass angediehen wurden. Alles fußt auf musikalischer Tiefe. Das hat er seinen ebenfalls äußerst begnadeten jungen Mitmusikern vermittelt. Diese „Freude schöner Spielfunke“ kannte kaum Einhalt, verkam keineswegs zum aalglatten Spektakel. Dafür sorgte Clarke zu einem mit improvisatorischem Gütesiegel, zum anderen mit Zurücknahme. Regelmäßig zogen diverse Duo-Konstellationen die Spannungsschraube an. Aufwartend mit irrwitzigen Unisonopassagen, aus dem Stehgreiff, tonal und rhythmisch umzirkelt, angebahnter Ereignishaftigkeit. Aufsehen erregten besonders die Duette zwischen dem aus Afghanistan  stammenden Tablameister Salar Nader und dem, dem Jugendlichenalter gerade entwachsenen Schlagzeuger Jeremiah Collier. Rhythmische Zyklen mit komplexer Metrik der indischen Kunstmusik und vertrackte, Jazz Rock bekannte Akzentuierungsabfolgen verschmolzen zu ungewöhnlicher Verbundenheit. Zum zweiten jene Paarung zwischen Clarke am E-Bass und Collier im Zuge der respektvollen Fassung von Mingus´ „Goodbye Pork Pie Hat“. Da übertrieb es Collier mit dem Tatendrang und der Schlaganzahl. Zur nötigen Zügelung wird er unter Clarks Anleitungen noch gelangen. Der Support von jungen Musikern ist bei Clarke großgeschrieben. Ansonsten waren zu hören: neue Stücke, altes Gut von Clarke im Wechsel. Mit genauso ausreichend Freiraum für das exzellente Können der Keyboarder, die lediglich die klebrigen Eighties-Sounds einmotten sollten und des Violinisten. Als Degistiv packte Clarke die „Hey Ho“ Call & Response-Masche mit dem Publikum aus. Entbehrlich aber die ausgelassene Stimmung abrundend. „Basst“ schon.