Feb. 16, 2018
By Hannes Schweiger

Sorry this part has no English translation

DO 15. Februar 2018
Jazz Is The Teacher
PEE WEE ELLIS  “The State Of The Tenor: Ellington & More – The Jazz Night”
Pee Wee Ellis (ts), Jason Rebello (p), Alec Dankworth (b), Guido May (dr)

Und Pee Wee war ein gelehriger Schüler. Der heute selbst ein charismatischer Jazz-Gelehrter ist. Er gehört zweifelsfrei in die Reihe der „All Time Statesmen“ des Tenorsaxophones. Weit ab puristischen Dünkel, was ihm erlaubte, wie hinlänglich bekannt, mit James Brown dem Funk das Laufen zu lernen.

Am zweiten Abend seiner dreitägigen Personale ließ der Saxophonist seine tiefverwurzelte Jazzseele sprechen. Transportiert mittels geschmeidigem, runden, in persönliche Phrasierung gebetteten  Ton, den er, dem emotionalen Zustand geschuldet, auch sparsamst mit untemperierten Klangspitzen aufraute. Einen überwiegenden Teil des ersten Sets bestritt Pee Wee im Duo mit Pianist Rebello. Sie widmeten sich hauptsächlich dem Ellington Werkekanon. Ein bisschen schade, dass fast nur auf hinlänglich bekannte Kompositionen des Meisters zugegriffen wurde. Wie beispielsweise „Perdido“, „Caravan“, „In A Sentimental Mood“. Pianist Rebello hielt sich bei diesen Versionen zu strikt an die funktionsharmonischen Gerüste und war hinsichtlich seiner Spannungsintensionen nicht übermäßig aktiv und wagte sich auch solistisch nicht weit über die formalen Vorgaben hinaus. Aber er legte mit seinen Akkordfortschreitungen einen passenden Estrich aus, auf dem sich Ellis, gewinnende Vibes verströmend, mit stilvollen Improvisationen entfalten konnte. Bewegende melodische Einfälle zur Genüge seinem Horn entlockend, zauberte er zudem fortan bereichernde Melismen in seiner signifikanten Legatoartikulation über die Fundamente der Stücke. Der Atem des Blues speiste dabei jeden Ton mit tiefen Emotionen. Im Besonderen funktionierte das spontane Zwiegespräch bei der Auslegung des selten zu hörenden Ellinton-Stückes „Take The Coltrane“. Ellis Beschlagenheit in der Jazzhistorie steht außer Frage. Für den Rest des ersten Sets gesellte sich dann der englische Bassist Alex Dankworth hinzu. Ein versierter Bassist der die Standardrolle der Begleitung in gediegener Qualität abspulte, that´s it. Als Quartett kehrten die Musiker nach der Pause zurück. Mit dabei war nun der deutsche Schlagzeuger Guido May. Zur Disposition standen weitere Real Book-Klassiker. Als da waren z.B. „Body & Soul“ – Ellis in der Rolle des großen Balladenerzählers -, „There Is No Greater Love“, und als Verbeugung vor seinem Mentor Sonny Rollins spielte Pee Wee ein elegant tänzelndes „St.Thomas“ mit launigen Calypso-Einsprengseln. Abermals zu bieder brachte sich das Rhythmusteam ein. Mehr als althergebrachte Stereotype hatten ihre strukturellen Beiträge nicht vorzuweisen. Vor allem der Schlagzeuger konnte sich von den Rudiments nur schwerlich lösen. Häufigeres Aufweichen des Ablaufes Thema-Solo der, Solo der-Schlagzeug-Fill etc. hätten ebenso Erfrischendes bewirkt. Eine Abkehr von dieser Orthodoxie geschah dann im Zuge einer quirligen Version von Herbie Hancocks „Cantaloupe Island“. Rebello überraschte bei dieser Inselumrundung hinsichtlich harmonischer Deutung und solistischem Weiterspinnen mit Einfallsreichtum. Der Saxophonist brachte nochmals seine Improvisationslust zum Überkochen und ließ den Funk Preacher feinportioniert aufstampfen. Summa summarum eine vergnügliche, authentische Jazzerbe-Verwaltung, die Pee Wee Ellis wirkliche große Liebe anrief - den Jazz in seinem „Straight-Zweig“. Der Abend eines Souverän.