Jan. 28, 2018
By Hannes Schweiger

Sorry this part has no English translation

SA 27.Januar 2018
Conversin´ With The Elders
DAVE LIEBMAN & NATHAN OTT QUARTET
Dave Liebman (ss, ts, p, bamboo-fl), Sebastian Gille (ts, ss), Robert Landfermann (b), Nathan Ott (dr)

Hier die Abgeklärtheit, die Souveränität des Lebensherbstes, dort das Draufgängertum, die Hitzigkeit des Jugendlichen. Im musikalischen Sinne entlud sich eine besondere Fertilität in dem neuen von Saxophonlegende Dave Liebman und dem jungen deutschen Schlagzeuger Nathan Ott betriebenen Geviert. Beider Zusammenarbeit entwickelte sich im Rahmen einiger von Liebman geleiteter Workshops. Zwischenzeitlich hatte Ott mit seinen beiden Landsfreunden Gille und Landfermann ein interaktionsstarkes, klangspezifisches Trio gebildet, welches Großmeister Liebman, einer der handvoll relevanten Post-Coltrane Saxophonisten (neben Wayne Shorter und Evan Parker der Sopransaxophon-Stilist) und profundesten Jazz-Pädagogen, grund des originären Jazzvokabulars des Trios, als erfrischende Herausforderung sah. Somit, so klang es, er für eine Tour und Tonträgerproduktion sofort Feuer und Flamme war. Als Blaupause, erläuterte Ott, für die Besetzung und die grundlegende Ästhetik des Quartetts steht das Projekt des Schlagzeuggiganten Elvin Jones, das dieser Anfang der 1970er Jahre leitete und dem Liebman angehörte. Ein doch sehr „freilaufendes“ modales Konzept also. Von den Sturm und Drang Gepflogenheiten der Jones Gruppe wurde einiges an Stärkegraden herausgenommen und mit einem Mehr an struktureller und klanglicher Diversität sowie poetischer Narrativität aufgewogen. Thematisches Material, vornehmlich von Liebman und Ott aus der Taufe gehoben, folgte einerseits auf fokussierte, unbegleitete Stehgreiftaten, anderseits schälten sie sich aus luftig gebauten, irrlichternden Kollektivimprovisationen heraus. Schlugen die Motive teils abrupte Haken, beeindruckten vor allem die von jeglicher Überreiztheit befreiten polyphonen Verstrickungen der beiden Saxophonisten. Liebman ließ ob seiner außerordentlichen Fähigkeiten, was melodische Findigkeit und eingebrachte Melismen angeht, erneut das Staunen aufkommen. Ebenso erfand er häufig auf dem Sopran mit seinem scharfkonturierten Ton melodisch/harmonische Kürzel, die dem Youngster Gille emotional heftig aus sich herausgehen ließen. Im Geleit einer sehr eigenwilligen Legatospielweise kontrastierte er mit weiten Intervallsprüngen, zart als auch rotzig intoniert, zündenden Glissandi oder substantiellen Sheets. Ein famosen Improvisator zweifelsohne. Nicht wegzudenken ist hinsichtlich solcher Aufbruchsstimmung die rhythmische Spannkraft. Dahingehend stimmt die Chemie zwischen Landfermann und Ott perfekt. In schon fast sensorischem Einverständnis vollzogen beide Schichtungen verschiedener Metren, Komprimierungen reiner Klangfarben, die Korrelation zwischen „in and out of time“-Spiel. Landfermann, mit mächtigem Ton, demonstrierte wendige Melodierhythmik, während sich in Otts Agieren auffallend melodische Sensibilität niederschlug. Zusammengewachsen in einem Kollektiv respektvollstem demokratischen, humanistischen Verständnisses.