Oct. 29, 2017
By Hannes Schweiger

Sorry this part has no English translation

SA 28.Oktober 2017
Im Lichte dunkler Klangspiele
GINA SCHWARZ´ PANNONICA PROJECT feat. Tanja Brüggemann & Conny Zenk
Gina Schwarz (b), Tanja Brüggemann (p), Conny Zenk (visual music, light architecture), Lisa Hofmaninger (ss, bcl), Lorenz Raab (tp, flh), Florian Sighartner (v), Judith Schwarz (dr, perc)

Erneut zieht eine Bass spielende Person im Zuge eines Stage Band Projektes die Fäden. Diesmal ist es die profunde Könnerin Gina Schwarz – zentrale Persönlichkeit, aktiv als auch vermittelnd, des zeitgenössischen Jazz-Zirkels hierzulande. Mit ausgedehntem internationalen Wirkungskreis. Und das kreative Pouvoir zu gewichtiger inhaltlicher Ausrichtung einer Stage Band-Serie besitzt sie allemal. So hat sie für dieses Unterfangen, das mit seinem Titel die erste Jazz-Mäzenin Baroness Pannonica de Königswarter und deren Engagement für afroamerikanische Jazzmusiker (genaueres wurde bereits im Vorfeld ausformuliert) würdigt und mit dem sie auch ein gegenwärtiges gesellschaftpolitisches Statement formuliert, aus arrivierten wie jungen österreichische Kreativkräften ein Ensemble geschmiedet, welches an den jeweiligen Auftrittsabenden mit wechselnden Gastmusikerinnen erweitert wird. Zur Eröffnungsperformance waren die beiden österreichischen Musikerinnen/Künstlerinnen Tanja Brüggemann und Conny Zenk geladen. Gleich zu Beginn löste sich aus dem Halbdunkel ein elektronischer, niederfrequenter Drone der in indeterminierte Klangflächen aus Fauch- und Zisch-Sounds getaucht war. Ab diesem Punkt breitete sich ein fast eineinhalbstündiger Klangkomplex aus. Begleitet im ersten Teil von Visuals als Leinwandprojektionen, die ausschließlich auf schwarz/weiß Kontrasten basierten und ebenso in entschleunigter Flächigkeit Ausdruck fanden. Vorwiegend trieb der Komplex im Aggregatzustand düsterer Kontemplation, was mit Fortdauer allerdings eine zu sperrige Umwandlung auslöste und in statische Bewegungsvorgänge mündete. Botenstoffe dieser Suite waren neben der eindeutigen Jazzidiomatik modalen Zuschnitts auch Strukturmodelle der Klassik-Avantgarde. Jedoch verfestigte sich im Verlauf der Eindruck, dass etwas zu überambitionierte Reglementierungen den Entwicklungsfluss einengten. Wiewohl ab und an kompakte, freiverantwortete expressive Klanginseln, alle einer zwingenden Logik gehorchend, die immanente Zähigkeit verflüssigten, was den Flow der Musik plötzlich beflügelte. Dafür standen beispielsweise die scharf konturierten keiner Festlegung folgenden Klangabfolgen von Raab, der eigentliche Hauptsolist des Werkes, die von eigenwilliger Phrasierung und Artikulation bestimmten, konzisen Improvisationen Hofmaningers, sowie die subtile Rhythmus- und perkussive Klangumsetzung von Judith Schwarz. Fahrt nahm das Stück kurzfristig ebenfalls auf, als die Bassistin ihren satten Ton in eines ihrer magischen Ostinate verpackte. Schade, dass diese fesselnden Sequenzen nicht ausgespielt wurden, sondern nur Teil eines Motivpuzzels waren, das im Endeffekt kein wirkliches Ganzes ergab. Problematisch waren zudem die zu strikte Durchstrukturierung des Werkes und die zu spärlich gesäten Räume für Improvisationen. Genauso wie der Bandsound etwas zu instabil wirkte. Wohingegen die Lichtarchitektur im zweiten Teil der Komposition mit spartanischen Mittel wie weißes Licht, den daraus resultierenden Schattenwirkungen und gelegentlichem Trockennebel faszinierende 3D-Effekte darbot, aber zu wenig im Verbund mit der Musik stand. Wie gesagt, die inhaltliche Gewichtung von Gina Schwarz´ Stage Band-Idee ist über jeden Zweifel erhaben und präsentierte sich in Kapitel 1 als effektive Versuchsanordnung mit Mehrwert. Die Neugier bleibt am brodeln.