July 28, 2017
By Hannes Schweiger

Sorry this part has no English translation

MI 26. & DO 27. Juli 2017
Magic Bass
THE STANLEY CLARKE BAND
Stanley Clarke (acc-b, e-b), Beka Gochiashvili (p, keys), Caleb McCampbell (keys),  Michael Mitchell (dr, perc)

Es gibt sehr viele gute Bassisten, es gibt viele sehr gute Bassisten und es gibt einige außergewöhnliche Bassisten. Letzter Kategorie ist Stanley Clarke zuzuordnen. Neben Steve Swallow und Jaco Pastorius gehört er zu den drei „Niederfrequenz-Koryphäen“, die das Spiel auf dem E-Bass und dessen Rolle in der Musik neu definiert haben. Über all dem wird gerne vergessen, dass Clarke vom Kontrabass kommt und erst im Zuge der Etablierung des Jazz-Rock als relevante Ausdrucksform zum E-Bass griff  und im Folgenden als Mitbegründer der wichtigen Formation Return To Forever ein bedeutendes Kapitel Jazzgeschichte mitverantwortete. Sein berührungsangstfreier Umgang mit diversen Stilistiken trug vieles zu einem gültigen pluralistischen Verständnis bei. Stupende Virtuosität, rhythmische Präzision, harmonisches Feingefühl und melodische Erfindungsgabe sind die Merkmale seines wandlungsfähigen Spiels. Am E-Bass wie am Kontrabass. Auf beiden einen einmaligen singenden Ton, voll der Wärme und Dringlichkeit, verkündend. Den Kontrabass hat Clarke ja nie wirklich ins Eck gestellt, aber seit geraumer Zeit greift er ihn sich wieder verstärkt. So gehörte die Aufmerksamkeit Clarkes in den ersten Sets des zweitägigen Gastspieles mit seinem aktuellen Quartett, in dem sich jugendliche Ausnahmebegabungen tummeln, dieser akustischen Tiefklangquelle. Im zweiten Set konzentrierte er sich überwiegend auf den E-Bass. Aus dem Stand puschte Clarke mit spannungsintensiven Pizzicato-Tremoli, Gitarrenfiguren, innovativer raumgreifender Phrasierung die Musik in den roten Tempobereich. Wieselflink mitgestaltet von seinen Partnern. Klingt jetzt wie effektheischende Artistik. War es aber nicht, denn Clarke und Co wussten die Virtuosität mit maßgebender Musikalität und Imaginationskraft zu füllen.  Enorme Lustbarkeit und ein erfrischender Relaunch begleitete das Andocken an  die einstigen Return To Forever –Gestaltungsschemata einerseits, die Neuvermessung aus Stücken seiner Solo-Karriere bzw. von Jazzklassikern wie Mingus´ „Goodbye Pork Pie Hat“, in einer grandiosen als Jazz Rock-Narrativ angelegten Version, inklusive explodierendem Solo, auf dem E-Bass, andererseits. Die zweifelsfrei geglätteten, ausgelaugten Jazz Rock-Normen fingen hier ordentlich Feuer, wirbelten lebenslustig durcheinander und wurden an Hand einer ganz selbstredenden millimetergenauen Interaktion neu drapiert. Besonders liebte es Clarke, sich in aberwitzigem Tempo, komplexeste Strukturverläufe hinausschleudernd, mit dem phänomenalen „Schlagzeug-Frickler“ Mitchell zu matchen. Die unfassbaren Kapriolen die sie dabei schlugen, machten zumeist Sinn. Weiters führte die Gegenüberstellung der beiden Keyboarder zu einer ziemlich interessanten Polarität im Klangbild. Der georgisch-stämmige Pianist Gochiashvili konzentrierte sich primär auf den Flügel, aus dem er exzellente modal grundierte Soli aufstiegen ließ, während McCampbell an der Tastenelektronik, gekoppelt mit Vocoder, als subtiler Klangcollageur seine Fähigkeiten darlegte. Derart funktioniert Jazz Rock auf der Höhe der Zeit. Herzblut und Authentizität relativieren dann so manche zugeschriebene Antiquiertheit. Übrigens, ein paar zusätzliche feine Konzerte im Club können doch einen Sommer machen.