July 10, 2017
By Hannes Schweiger

Sorry this part has no English translation

SO 09. Juli 2017
From The Jazz-Source To The Rock-Roots
HARRIET TUBMAN "BLACKTAL FRACTAL"
Brandon Ross (e-g, voc), Melvin Gibbs (e-b), JT Lewis (dr)

Drei ausdrucksstarke afro-amerikanische Musiker des „Zwischenstrombereiches“ Jazz/Rock, die diesen mit Originalität beackern, transportierten neben einer wuchtigen musikalischen Darlegung auch ein unbeugsames schwarzes Selbstvertrauen. Ohne viel Federlesen schmiedete das forsch agierende Trio ein faszinierend verwegenes Fraktal aus muskulöser Rockgestik und komplexer Jazzidiomatik. Die Referenzen liegen auf dem Tisch. Im Ineinandergreifen der beiden Spielhaltungen und ihrer kennzeichnenden Klangqualitäten, ließen die Musiker keinerlei Unverträglichkeiten aufkommen und belegten stichhaltig deren Kompatibilität. Weil sie unverkrampft, offenen Ohres, verwurzelt im Geiste und den Quellen dieser beiden Musiken, einige deren essentielle Parameter handhabten. Beleuchtet aus Sicht des afro-amerikanischen Erbes des 20. Jahrhunderts. Demnach pulsierte der Blues und Soul ganz gehörig in den jazzstrukturierten Rockadern der weitestgehend rasant harschen Entladungen. Doch diese tosende Ausgelassenheit erfuhr durch die jazzfreizügige Ausformulierung, bezogen auf Harmoniegefüge, Phrasierung, rhythmische Verschachtelung und deren Abstraktion bzw. improvisatorische Ausflüge an die tonale Peripherie, eine zwanglose Flexibilität und einen Nährboden für überraschende Wendungen. Dem frönten die Musiker mit überschäumender Spielfreude. Ross gruppierte seine wieselflinken, stürmischen Soli um delikat abgedrehte Melodiefantasien, nicht ohne diese mit Noise-Partikel oder psychedelisch anmutenden Schwebezuständen zu durchmischen. Lediglich dem Vokalen, so und so nur in zwei kurze Sequenzen präsent, könnte er abhold sein. Zwischen trashigen Soundwellen, bleischweren Ostinaten und anregender Kontrapunktik famos changierend, bediente Gibbs die Niederfrequenzbereiche und Lewis belebte die rhythmische Substanz mit vergnüglicher Lässigkeit. Immer wieder brach er einen rocktypischen Back Beat zugunsten aperiodischer, non-metrischer Musterungen auf. Das erzeugte Elastizität im Bewegungsraster und verlieh dem reichlich ausgekosteten Stehgreifaktionismus Nachdruck. Versatil vertonte Baustoffe der Wirklichkeit.