Do 5. März 2020
19:00

Portrait Eriko Takahashi 'All’Ungarese'

Anna Ihring: Koloratursopran
Eriko Takahashi: Klavier
Heather Tan Yi Ling: Regie *)

Programm
György Kosá: Chinesische Lieder
Zoltán Kodály: Meditation, Marosszéker Tänze
György Kurtág: József Attila Fragments op. 20
György Ligeti: The Mysteries of the Macabre *)

• Für Eriko Takahashi: Das Eigene & das Fremde

Die in Japan geborene, nun in Österreich lebende und (auch) auf der AntonBrucknerUniversität ausgebildete Konzertpianistin Eriko Takahashi
versucht das uns/ihr Eigene & das uns/ihr Fremde in einem feinen, klug und mutig abgestimmten Programm musikalisch auszuloten.
Das Eigene & das Fremde: ein stets ungemein aktuelles Thema im eigenen Herzen, in der Familie, im Freundes- & Feindeskreis, in den Ausbildungs- & Polizeistationen, in den Politik- & Stammtischrunden, in den Arbeitgeber- & Arbeitnehmergewalten, in den vielen Experten-, Beratungs-, & Steuer- & Bildungsparadiesen...
Das Eigene & das Fremde: oftmals dominant die jeweiligen menschlichen Befindlichkeiten prägend wird es gesucht & gemieden, ver- & beurteilt, gepriesen & geschmäht, vernichtet & gepflegt, verfolgt & beschützt, vertrieben & umsorgt…: je nach den akut befürchteten, beworbenen, gelehrten, angedrohten, prophezeiten Ängsten, Nöten, Bedürfnissen, Sehnsüchten, Lebens- & Überlebensstrategien.
Das Eigene & das Fremde: east of the sun & west of the moon: überall ein Leit- & Leidmotiv in der Literatur & den diversen Kronenzeitungen, in der Kunst & an den Börsen, im Parlament & im Pornokino, in den Beamtenburgen- & Flüchtlingslagern, in der Musik & auf der Psychiatrie, in manchen Kirchen, Synagogen, Moscheen & anderen Bedürfnisanstalten…

Es gibt kein Heimatland, inmitten fremder Menschen
Gibt es auch deine kleine Hütte nicht mehr, in der du den ganzen
Osten aufbewahrst

(Yang Lian, Reflexionen zum Buch der Wandlungen)

Doch könnten, müssten, sollten diese Zeilen der Trauer abgewandelt mitunter vielleicht nicht auch wie folgt formuliert werden…?...:

Es gibt ein Heimatland, inmitten fremder MenschenGibt es in meinem Herzen eine kleine Hütte, in der ich den ganzenOsten (Westen, Norden, Süden) aufbewahre

In diesem Sinne: ein motivierendes Willkommen zu einem Konzert der Wandlungen: Kontrapunkte zum Eigenen & Fremden, Nahen & Fernen,
zu den auf-, an- & erregenden Mehrstimmigkeiten in der Musik wie im Leben…! (Renald Deppe)

• Weltmusik ist ein kommerzieller Ausdruck für Schallplattenabteilungen...
Die Musikethnologie hat mich interessiert, weil es in Ungarn wegen Bartók und Kódaly üblich war, Volksmusik zu sammeln.
Es gehörte sozusagen zum guten Ton, daß ein Komponist auch ein Volksmusiksammler war...
Ich bin kein forscher.
Feldforschung habe ich in Siebenbürgen und Rumänien gemacht, aber ich bin nicht der Typ für diese Art von Forschung...
Die rhythmischen Strukturen und Volkskulturen interessieren mich nur im Zusammenhang mit kompositorischen Vorstellungen.

GYÖRGY LIGETI (*1923 in Dicsöszentmárton / Siebenbürgen – †2006 in Wien)
• Machen wir Gebrauch von all unseren Kenntnissen und lebendigen Erinnerungen in Bezug auf freie Deklamation, parlando-rubato der Volksmusik, Gregorianische Musik, und machen wir uns all das zu nutze, was die improvisatorische Musikpraxis jemals hervorgebracht hat.

GYÖRGY KURTÀG (*1926 in Lugoj, im heutigen Rumänien)
• Für mich ist es immer die Hauptsache gewesen, den Ton meines Volkes hörbar zu machen...
Ohne wurzeln ist Kunst überhaupt nicht möglich, und meiner Ansicht nach muß jede Kunst, wie auch die Geschichte lehrt, in einem nationalen Boden beheimatet sein.
Wenn sie dann zu solcher Vollkommenheit entwickelt wird, daß sie trotz ihrer nationalen speziellen Eigenart auch für andere Völker verständlich ist, dann heißt das doch nicht, daß sie ohne Wurzeln auskäme."

ZOLTÁN KODÁLY (*1882 in Kecskemét / Ungarn - †1967 in Budapest)

Eintritt: Pay as you wish an der Abendkassa bzw. 7,50 € im VVK inkl. Sitzplatzreservierung