Fr 15. Januar 2016
20:30

Anne Mette Iversen Quintet (DK/D/USA)

Anne Mette Iversen: bass
John Ellis: tenor-, soprano saxophone
Peter Dahlgren: trombone
Danny Grissett: piano
Otis Brown III: drums

So Many Roads
(2014, BJU Brooklyn Jazz Underground BJUR041)

An Ambition hat es Anne Mette Iversen nachweislich nicht gefehlt. Jedoch - nach gleich zwei Doppel-CDs und mehreren Werken für Ensembles zwischen Jazz und Kammermusik erscheint das Werk »SO MANY ROADS« trotz neunköpfiger Besetzung erstaunlich bescheiden: Das Projekt tritt unter dem Ensemblenamen Double Life in Erscheinung und ist diesmal nur eine gute halbe Stunde kurz. Ähnlich wie auf einigen früheren Alben schrieb die Dänin, zwischenzeitlich mit der Familie aus Brooklyn nach Berlin umgezogen, einen versierten Grenzgang zwischen Jazzimpro und komponierter Streichermusik, aufgeteilt in vier Kapitel und einen Epilog. Zusätzlich spielte sie später noch solo am Bass einen Prolog ein.

»Viele Orte« hieß schon eine CD ihres ersten (Doppel-)Albums mit dem Streichquartett 4Corners und ihrem AMI Quartet. Diesmal, die Jazzpartie wuchs mit dem schwedischen Posaunisten Peter Dahlgren zum Quintett, sind es »So viele Straßen«: Anne Mette Iversen liebt die Herausforderung des Vielgestaltigen, Einfachheit scheint sie zu langweilen. Eine zweite Bedeutungsebene kann anhand ihres kurzen Kommentars vermutet werden. »SO MANY ROADS« sei für sie ein sehr persönliches Werk, und sie habe lange darüber nachgedacht, wie sie den mühsamen Entstehungsweg mit den richtigen Worten präsentiere, habe sich dann aber gegen jeden erläuternden Kommentar entschieden, um dem Hörer eine individuelle Reise zu ermöglichen. Bei diesem überbordenden Bilderreichtum dürfte das niemandem schwerfallen. Die offenkundige Rastlosigkeit der Autorin spricht Bände. Insofern ist es eine ganz besonders starke Qualität, dass sie ihre wild wuchernde Ideenwelt diesmal auf eine verhältnismäßig kurze Form verdichtet hat, obgleich die namenlosen Kapitel so viele Einfälle und Kontraste verknüpfen, dass man diese »vielen Straßen« zahllose Male erfahren kann. (www.nordische-musik.de)