So 19. Dezember 2004
20:00

Portrait Richie Beirach (USA/A)

Richie Beirach: piano
Laurie Antinioli: vocals
Gregor Hübner: violin
Nenad Vasilic: bass
Mario Gonzi: drums

Beirach, den John Abercrombie in Würdigung seiner Improvisationsgabe „einen der produktivsten Komponisten“ nannte, wurde Ende der 70er Jahre durch seine Solo-, Duo- und Trio-Aufnahmen international bekannt. Überzeugt, dass der „Jazz jetzt mitkriegt, was zwischen 1880 und 1930 geschah“ (Beirach), gehört er zu jenen Musikern, die, ausgehend von einer klassischen Ausbildung, ihre Improvisationen auf die ausgeweitete Harmonik Claude Debussys, die Klangfarben jener Ära und die Verwendung ostinater Figuren stellen: „Das Wichtigste beim Solo-Spiel ist die linke Hand“, betont er, „wenn man mit ihr einen eigenen Rhythmus halten kann und im Anschlag variabel ist, dann kann man mit der rechten Hand spielen, was man will.“ Als Solist eigener Prägung nahm er in den 80er Jahren teilweise den Platz ein, den Keith Jarrett freigab, indem er sich großorchestralen Experimenten widmete. Richie Beichach begann mit sechs Jahren eine zehnjährige Klavierausbildung bei James Palmieri. Den klassischen Einflüssen folgten musikalische Lehrjahre in New York, Beirach jammte noch zu Schulzeiten mit prominenten Musikern wie Freddie Hubbard und Lee Konitz, betrat die Clubszene Mitte der 60er Jahre, studierte kurz bei Lennie Tristano und besuchte für ein Jahr das Berklee College of Music in Boston. Dann wechselte er zur Manhattan School of Music, wo er 1972 seine akademische Ausbildung abschloss. Mit Drummer Jack DeJohnette, neben Miroslav Vitous und Keith Jarrett, einem Klassenkameraden in Boston, spielte Beirach auf Europa-, Kanada-, Japan- und USA-Tourneen in der Gruppe von Stan Getz. Ein Jahr später wurde er Mitglied der Lookout Farm Dave Liebmans, den er auf der Manhattan School kennen gelernt hatte. Während ausgedehnter Tourneen durch Asien, Europa, Nord- und Südamerika präsentierte die vom Rock-Jazz geprägte Formation auch Beirach-Titel. Nach der Bandauflösung 1976 spielte Beirach noch oft Duos mit Dave Liebman. Bereits im November 1974 nahm er mit Drummer Eliot Zigmund, der zuvor u.a. bei Bill Evans spielte, und Bassist Frank Tusa das erste eigene Album auf. „Eon“ erschien im März 1976 und gab der Gruppe, die bis April 1979 bestand, den Namen. 1977 spielte Beirach bei John Scofield, 1979 mit John Abercrombies Quartett bei den Berliner Jazztagen. Im gleichen Jahr folgte die LP „Elm“ mit Jack DeJohnette und George Mraz auf Beirachs Solo-LP von 1977, „Hubris“. Ende 1980 gastierte Beirach im Abercrombie-Quartett in Europa. Er gab viel beachtete Solokonzerte (u.a. 1985 in Paris), arbeitete seitdem parallel mit Dave Liebmans Gruppe Quest, die über viele Jahre auf Tourneen und Einspielungen wie „Midpoint“ (1987), „Natural Selection“ (1988) oder „Of One Mind“ konstante Leistungen zeigte, und fand Anerkennung für seine Soloalben „Breathing Of Statues“, „Continuum“ (1985), „Common Heart“
(1987), „Self Portraits“ (1992), „At Maybeck Recital Hall“ (1992) oder „Sunday Songs“ (1993) wie auch für die Trio-LP „Elegy For Bill Evans“, das Sextett-Album „Some Other Time“ (1989) oder Duo-Einspielungen mit u.a. John Abercrombie („Emerald City“, 1987), Dave Liebman („Chant“, 1990) und George Coleman („Convergence“, 1990). Beirach hat zudem an Einspielungen von Chet Baker, Terumsa Hino, Mike Richmond, Conrad Herwig, Andy LaVerne, George Adams, Jeremy Steig, Steve Smith und Ron McLure mitgewirkt. Ende der 90er Jahre begann eine enge Zusammenarbeit mit dem Geiger Gregor Hübner, mit dem er 1999 bei europäischen Festivals gastierte und, durch George Mraz zum Trio erweitert, das Album „Round About Bartok“ (2000) einspielte. Andere wichtige Alben sind „Ballads“ mit Soloaufnahmen von 1986, „Trust“ (1996), „Snow Leopard“ (1996) und „Explorations & Impressions“ (1997) mit unterschiedlichen Trios sowie die Soloeinspielung „Convergence“ (2000). (Martin Kunzler)
Richie Beirach wird an drei Abende unterschiedliche Facetten seines musikalischen Kosmos mit österreichischen Musikern präsentieren. Willkommen! CH