EDIT ORIA L

O30A

Vielleicht sind Sie verwundert, wieso es schon wieder ein Porgy-Programm gibt, das nicht im neuen P&B stattfindet (wo wir doch im letzten Editorial behaupteten, daß es nach einem einjährigen musikalischen Asyl im RadioKulturhaus im umgebauten Rondell weitergeht). Erlauben Sie mir einige Sätze zur Erklärung der Situation. Im Herbst 1993 veranstaltete mathias rüegg und das Vienna Art Orchestra einen musikalischen Zyklus in der ehemaligen Fledermausbar, wohl auch mit dem Hintergedanken, daß sich aus diesem Ort ein lebendiger Club entwickeln könnte - als Kristallisationsplatz für die heimische kreative Jazzszene. Im Winter 93 wurde der Verein Jazz & Musicclub Porgy & Bess von mathias rüegg, Renald Deppe, Gabriele Mazic und Christoph Huber gegründet, mit dem Ziel, eine kontinuierliche Veranstaltungstätigkeit im Bereich des Jazz im weiteren Sinne durchzuführen. Trotz großer kulturpolitischer Skepsis etablierte sich diese Idee zu einem nicht unwesentlichen Bestandteil der österreichischen Kulturlandschaft, abseits des gängigen Mainstreams.

Die Möglichkeiten in der Spiegelgasse waren sowohl räumlich als auch zeitlich limitiert - die offizielle Kapzität belief sich auf einhundert Personen und der Pachtvertrag lief nach fünf Jahren (also im Oktober 98) aus. Eine etwaige Verlängerung wäre für uns, neben allen Einschränkungen im Produktionsbereich (vielleicht erinnern Sie sich noch an die eine oder andere Big Band, die sich auf die Bühne zwängte und in den Zuschauerbereich hinausquoll, oder an das eine oder andere Konzert, wo selbst hartgesottene Musiker trotz Rauchverbot zu kollabieren drohten - ganz zu schweigen von sensiblen Zuhörern), die wir auch weiter in Kauf genommen hätten, nur in Kombination mit Investitionen in eine nach fünfjähriger Konzerttätigkeit in Mitleidenschaft gezogenen Infrastruktur in Frage gekommen. Dieser Konsens konnte mit dem Hauptmieter trotz Versprechungen nicht erzielt werden.

Seit dem Frühjahr 1997 war es klar, daß das Bundeskanzleramt die “Scholten-Altlast" Rondell loswerden will. Nachdem das Raumproblem des Porgys immer näher rückte, bewarben wir uns für das ehemalige Pornokino, wobei als Entscheidungstermin der Herbst 97 genannt wurde. Für das P&B hätte die bedeutet, daß die Saison 97/98 im Mai 98 in der Spiegelgasse beendet wird, das Rondell parallel dazu renoviert wird und im September 98 nahtlos mit der neuen Saison eröffnet wird. Die Entscheidung verzögerte sich bis Mai 98, die schriftlliche Absichtserklärung des Bundeskanzleramtes über die geplante Umbausubvention datiert vom Juni 98, der tatsächliche Vertrag liegt seit Ende April 99 auf unserem Schreibtisch. D.h. erst seit diesem Zeitpunkt sind wir in der Lage, Aufträge zu vergeben und Verträge abzuschließen. D.h. weiters der offizielle Startschuß für dieses Projekt war Mai 99, das bedeutet, daß mit der Eröffnung des neuen P&B nicht vor Herbst 2000 zu rechnen sein wird.

Die Serie “30A" wird demgemäß zumindest bis Dezember 99 im Großen Sendesaal in der Argentinierstraße fortgesetzt. Parallel dazu wird es einzelne Konzerte an unterschiedlichen Orten als Gemeinschaftsproduktion mit unterschiedlichen Veranstaltern geben (bspw. am 5. Oktober SamulNori & Red Sun in der Szene Wien). Geplant ist im weiteren auch eine Fortsetzung des Festivals “Behind the URAL" im Frühjahr 2000, eine bewährte Kooperation des Porgy & Bess mit der Szene Wien und dem Wiener Konzerthaus. Ich wünsche Ihnen interessante und spannende Konzerte in den mit Abstand bequemsten Konzertsesseln dieser Stadt. Übrigens hat das RadioKulturhaus angekündigt, infrastrukturelle Verbesserungen wie eine Bar im Foyer etc.durchzuführen. Wir würden uns freuen.


Christoph Huber, Porgy & Bess
PORGY & BESS, GRAF STARHEMBERGGASSE 1A/7, 1040 Wien, Tel.: +43-1-5037009