13.11.99

20.30 Uhr Ensemble Pro Brass Out Of Order


ãOut of order" ist wohl der Normalzustand alles Lebendigen. Zumeist sinddie Menschen der festen †berzeugung, da§ Ordnung ãan sich" besteht und da§sie ãwiederhergestellt" werden mu§, wenn sie nicht mehr erkennbarerscheint. Das ist grundfalsch.
Die Ordnung ist, so lehrt uns die Philosophie des Konstruktivismus, eineãErfindung", in die der Mensch die RealitŠt hineinpre§t, hineinbiegt.Selbst bei noch so gewissenhaftem Biegen und Pressen lЧt sich nicht allesin den OrdnungskŸbel hineindrŸcken. Irgendwo steht immer ein StŸckerlRealitŠt heraus, lugt frech ein Zipfel hervor (mitunter ist's gar einImmigrant, der seinen Kopf durch eine LŸcke des neuen Eisernen VorhangszwŠngt).
Um die Ordnung zu perfektionieren, werden immer wieder herausstehendeRealitŠten abgeschnitten und in den KŸbel mit der AufschriftãRegellosigkeit & Vorstš§e" gepre§t. Das geht so lange, bis dieser KŸbelgefŸllter ist als der ursprŸngliche OrdnungskŸbel. Dann gehts wieder vonvorne los. Neue Gesetze, neue Vorschriften, neue Verordnungen werdenlosgeschickt. Ein neuer KŸbel installiert. Es hilft nichts. Die Suche nachOrdnung entpuppt sich als eine Serie von Unordentlichkeiten.
Jeder Komponist wei§ das aus ureigenster Erfahrung: Am Anfang ist immer dieLeere, das Chaos aus der klassischen griechischen Philosophie. Leere hatkeine Ordnung. Erst nach und nach setzen die Tonsetzer etwas auf das Papier- oder neuerdings auf einen Bildschirm - und vertreiben die Leere. Einige -heute weniger als frŸher - glauben, damit Ordnung abbilden oder sogarãmachen" zu kšnnen. Das hat nie wirklich geklappt. Zum GlŸck, denn dasBerauschende blieben immer die nicht der Regel entsprechendenRealitŠt-Chaos-Restchen, UnregelmЧigkeiten, die aus jeder noch sogeordneten Partitur hervorschauen.
Einer sinnvollen Tradition folgend, vergaben Pro Brass dieKompositionsauftrŠge fŸr das neue Programm an Komponisten aus dem Ensembleund aus dessen Umkreis. So ist gewŠhrleistet, da§ die StŠrken des Ensemblesoptimal genutzt werden. Schlagwerker Christian MŸhlbacher, KeyboarderSascha Periskic, Alfred Lauss sowie Wolfgang Dorninger - letzterereigentlich ein Elektronikspezialist - steuern Neues bei. Werke von ErikSatie und Frank Zappa, Chronist der Regellosigkeit der bŸrgerlichenGesellschaft, sind durch Bearbeitungen vertreten. (Peter Androsch)


Eintritt: ATS 220.-/250.-


PORGY & BESS, GRAF STARHEMBERGGASSE 1A/7, 1040 Wien, Tel.:+43-1-5037009