9.10.99
20.30 Uhr Jazz Big Band Graz
Heinrich von Kalnein, Gerald Preinfalk, Klemens Pliem, Klaus Gesing, Herwig
Gradischnig: saxophone
Andy Pesendorfer, Axel Mayer, Horst Michael Schaffer, David Jarh:
trumpet
Wolfgang Messner, Greg Nagorski, Michael Bergbaur, Hans Radinger: trombone
Fritz Pauer: piano
Wayne Darling: bass
John Hollenbeck: drums
Sigi Feigl: leader
special guest: Ed Neumeister: trombone
Programmauszug:
E.S.P. (comp.: W. Shorter; arr.: Ed Neumeister)
The Right Tree (comp. & arr.: Ed Neumeister)
Deliberation (comp. & arr.: Ed Neumeister)
Here And There (comp. & arr.: Ed Neumeister)
Locomotion (comp. & arr.: Ed Neumeister)
Alice in Wonderland (comp.: S. Fain; arr.: Ed Neumeister)
My Shining Hour (comp.: Harold Aelen; arr. Ed Neumeister)
Longing (comp. & arr.: Ed Neumeister)
Running Late (comp. & arr.: Ed Neumeister)
Die Jazz Big Band Graz wurde mit folgenden Zielsetzungen gegründet:
-Als eigenständiges Jazz-Orchester mit dem Schwerpunkt Kreativität einen
internationalen Standard zu erreichen und nach außen zu dokumentieren.
-Durch Einbindung von Musikern, Komponisten und Arrangeuren benachbarter
Länder wie Ungarn, Slowenien, Kroatien, Italien, die “Europäische Stellung"
von Graz zu bedenken. Kulturwerkstatt - JAZZ.
-Die Traditionen der Big Band Musik im Rahmen der produzierenden - nicht
ausschließlich reproduzierenden - Möglichkeiten aufrecht zu erhalten.
- Regelmäßige Dokumentation der Arbeiten durch periodische Aufnahme von
Tonträgern.
-Eine Big Band Konzertserie zu betreuen. Andere Big Bands (z.B. MHS Big
Band) in diese Serie einzubinden.
-Als “Leitfossil" die Basis einer steirischen Big Band Szene zu bilden.
-Musikerpersönlichkeiten, die hier in Graz ausgebildet wurden, eine
Möglichkeit zu bieten, als JazzMUSIKER in Graz zu arbeiten.
- Nationale und internationale Auftritte, um die “Jazz Big Band GRAZ" auch
im europäischen Raum zu etablieren.
- Die Reputation der Stadt Graz vor allem im Bereich Jazz auch
international zu erhöhen, indem sie als einzige Stadt Österreichs eine
professionelle Big Band unterhält.
Zu wünschen bleibt, daß sich all diese Zielvorstellungen auch tatsächlich
realisieren lassen.
22.00 Uhr Concert Jazz Orchestra Vienna
Harry Sokal, Herwig Gradischnig, Thomas Kugi, Stefan Öllerer, Christian
Maurer: saxophone
Thorsten Benkenstein, Aneel Soomary, Bumi Fian, Thomas Gansch, Walter Fend:
trumpet
Christian Radovan, Robert Bachner, Dominik Stöger, Charly Wagner: trombone
Oliver Kent: piano
Georg Breinschmid: bass
Christian Salfellner: drums
Ed Partyka: leader
special guest: Matthieu Micher: trumpet, fluegelhorn
Orchester haben im Jazz Tradition - besonders wenn Tradition mit Geschichte
in Verbindung gebracht wird. Der Reiz des kollektiven Musizierens hat trotz
regelmäßiger Epidemien, die zum Aussterben ganzer Big Band Generationen
geführt hat, Musiker nicht davon abgehalten, sich der größten musikalischen
Herausforderung im kompositorischen und sozialen Kontext zu stellen. Big
Bands haben die Jazz-Geschichte geprägt - von Fletcher Henderson, Ellington
& Basie über Sun Ra, Gil Evans & Don Ellis zu Carla Bley, Wynton Marsalis
und dem Vienna Art Orchestra (um nur einige aus verschiedenen Epochen zu
erwähnen).
Die Big Band Idee erfährt augenblicklich eine Revitalisierung, wobei
zumeist ein (durchaus legitimer) retrospektiver Ansatz vorzuherrschen
scheint, nämlich jener der (Weiter-) Verarbeitung von Vorgaben, die
einstmals gesetzt wurden und heute kaum mehr zu erleben sind. Das Concert
Jazz Orchestra Vienna versucht einen anderen Weg: Nicht klingende
historische Komponistennamen stehen im Vordergrund des Bandinteresses
sondern weniger bekannte dafür umso engagiertere junge Ton- und Klangsetzer
vornehmlich europäischer Herkunft. Komponisten wie Florian Bramböck, Marko
Lackner, Django Bates, Jürgen Friedrich, Frank Reinhagen oder Steffen
Schorn werden eigens für diese Big Band schreiben, Arrangements von
Zeitgenossen wie Maria Schneider oder Bob Brookmeyer werden sich ihren Weg
in die Gehörgänge eines beohrten Publikums bahnen, und unkonventionelle
“Klassiker" wie Ellis oder Mingus werden Eingang ins Repertoire des CJOV
finden.
Jedenfalls soll dem CJOV eine Chance gewährt werden, ihre Stimme innerhalb
einer aktuellen Big Band Ästhetik zu artikulieren, diese Stimme durch
Auftrittsmöglichkeiten im Sinne eines “work in progress" zu verfeinern und
perfektionieren um möglicherweise diese Stimme zu einer treibenden Kraft
einer jetztzeitigen Big Band Kultur zu entwickeln. Das CJOV hat aufgrund
ihrer individuellen Stimmen das Potential einen an- und aufregenden
Kollektivismus zu kultivieren, der nicht zu überhören sein dürfte.
Die Mannen um Christian Salfellner, seit Jahren eine rhythmische Stütze der
heimischen Jazzszene und Thorsten Benkenstein (seit seinem Umzug gibt es
endlich wieder einen ersten Trompeter in dieser Stadt) wissen auf was sie
sich da einlassen - musikalisch, sozial und finanziell - und betreiben ihre
Sache mit größtmöglichem Engagement und Enthusiasmus. Mit Georg
Breinschmied ist ein Bassist in der Band, dem das Vorleben als
Philharmoniker zu langweilig geworden ist und von dem Charlie Mariano
behauptet, daß der letzte vergleichbare Bassist, mit dem er spielte, Ron
Carter gewesen sei (Das war vor über dreißig Jahren und Mariano arbeitete
u.a. mit Mingus!). Oliver Kent ist ein brillianter Pianist, der im
äthetischen Bereich zwischen Wynton Kelly und McCoy Tyner angesiedelt
werden könnte. Der Posaunensatz lebt von der Spannung zwischen Christian
Radovan, der bereits mit siebzehn von Albert Mangelsdorf in den höchsten
Tönen gelobt wurde und trotzdem zu den unterschätzten Posaunisten der
europäischen Szene zählt und Robert Bachner, mit dem sich eine
“Radovan-Nachfolge" (zumindest was das Talent betrifft) abzeichnet. In der
Trompetensektion stehen neben Benkenstein u.a. Bumi Fian, der über die
wahrscheinlich größte Big Band Erfahrung von allen verfügt (u.a. Carla
Bley, VAO...) und Thomas Gansch, der die Rolle, die sein Vater in der
Klassik spielt, im Jazz übernehmen wird. Der Saxophonpart setzt sich
zusammen aus Herwig Gradischnig, seineszeichens Hans Koller Preisträger des
Jahres 1998, Harry Sokal, der bei internationalen Instrumentenkollegen über
eine hervorragende Reputation verfügt, Christian Maurer, der mit dem Upper
Austrian Jazz Orchestra eine eigene Big Band leitet, Stefan Öllerer,
üblicherweise in der Funk- und Fusionszene stilsicher zuhause und
schließlich Thomas Kugi, Tausendsassa an vielen Fronten und in vielen
Studios. Geleitet wird das CJOV von Ed Partyka, einem musikalischen
Desperado, der sich seit geraumer Zeit in München beheimatet fühlt, und der
für die “richtige" Ordnung innerhalb des produktiven individualistischen
Chaos sorgen wird.
Eintritt: ATS 220.-/240.-
PORGY & BESS, GRAF STARHEMBERGGASSE 1A/7, 1040 Wien, Tel.:
+43-1-5037009