EDIT ORIA L
Obwohl der April-Folder nicht der letzte dieser Saison sein wird, (wir bespielen die Fledermaus noch bis Mitte Mai) möchte ich die Gelegenheit nützen und auf zukünftige Perspektiven und der Entscheidung noch harrenden Möglichkeiten eingehen.
Der Pachtvertrag für die Räumlichkeiten der ehemaligen Fledermaus läuft Ende Oktober 98 aus, wobei eine Verlängerung aufgrund schier unlösbarer Probleme mit dem Inhaber der Hauptmietrechte de facto unmöglich erscheint. Es gibt seit geraumer Zeit intensive Verhandlungen über einen alternativen Raum, der sich als optimale Möglichkeit zur Umsetzung unseres Konzeptes anbietet. Das „Porgy & Bess“ entwickelte sich im Laufe der vergangenen fünf Jahre zu einem international beachteten und geschätzten Ort der musikalischen Auseinandersetzung und Begegnung über stilistische und ästhetische Grenzen hinweg. Das anfänglich kritisch beäugte Konzept eines Jahresbetriebes pluralistischer Ausrichtung mit besonderer Berücksichtigung heimischer kreativer Kräfte, die Idee eines Podiums für Improvisation im umfassenden stilübergreifenden Sinn und für die daraus resultierenden kompositorischen Möglichkeiten im allgemeinen und für improvisierte afro-amerikanische Musik im besonderen erwies sich als erfolgreich. Knapp 25.000 zahlende Personen in der laufenden Saison (bis Ende März) und insgesamt über 110.000 Besucher seit dem 1. Januar 1994 belegen die breite Publikumsakzeptanz. Wien ist heute eine Stadt, die auch im Bereich des Jazz und der zeitgenössischen Musik europäische Beachtung findet, und Österreich ist ein Land, das in diesem Bereich ein überdurchschnittlich hohes Potential an kreativen Musikerpersönlichkeiten aufweist.
Wir haben in den begrenzten Räumlichkeiten in der Spiegelgasse Projekte ermöglicht, die nur mit einem großen Maß an Kompromißbereitschaft und Kooperationswillen sowohl der beteiligten Künstler als auch des erstaunlich „belastbaren“ Publikums realisiert werden konnten. So haben sich in dieser Saison anläßlich der Portraits von Django Bates und Dieter Glawischnig Großformationen auf die Bühne gezwängt und „Clubundenkbares“ bewerkstelligt. Nun gibt es die Chance der Bespielung eines Raumes (es handelt sich um das seit Jahren brachliegende Rondell), der alle Möglichkeiten bietet, sowohl Bewährtes im vernünftigem Umfeld als auch bislang Unrealisierbares umzusetzen. Das Rondell wäre nun der geeignete Ort in Wien das längst fällige Haus für zeitgenössisches Musikschaffen Wirklichkeit werden zu lassen, das speziell für die dafür notwendigen Strukturen wie Sound, Akkustik, Bühne oder Licht adaptiert werden könnte, und in dem längst fällige Kooperationen mit dem Konzerthaus, der Jeunesse oder dem Jazzfest Wien sowie die sinnvolle Vernetzung mit internationalen Institutionen stattfinden können. Mit der Idee eines Raumes im Raum kann ein flexibles Forum für unterschiedlichste Veranstaltungen etabliert werden.
Die Entscheidung wird Mitte April gefällt. Wir hoffen...!Christoph Huber, Porgy & Bess
PORGY & BESS, SPIEGELGASSE 2, 1010 WIEN, TEL: 512 84 38