19.2.00

20.30 Uhr Andy Manndorff Trio


"Der Jazz ist unter gro§er Mithilfe der Plattenindustrie und der Medien...in eine Stellung gedrŠngt worden, aus der er nicht mehr heraus kann. Der Musiker, der sich selbst Jazzmusiker nennt, wird dazu gezwungen, Projekte zu machen, die seinen Plattenvertrag nicht gefŠhrden - also nichts Waghalsiges und Experimentelles. Was diese Projekte jedoch gefŠhrden, ist die IdentitŠt des Musikers. €hnliches findet auch in anderen gesellschftlichen Bereichen statt: eine Ritualisierung der Wahrnehmung. Die Industrie bestimmt diktatorisch die Wahrnehmung dieser Musik...Der Jazz hat seine ursprŸngliche Strahlung - das AufrŸhrerische, das Verwirrende, das Erforschen von Grenzen - vollkommen verloren. Die Herrschaften, die mit Bilanzen in den Chefetagen jonglieren, verurteilen auf diese Weise eine ganze Kunstrichtung zum Aussterben, wenn das so weitergeht. Der KŸnstler mu§ heute darum kŠmpfen, Ÿberhaupt noch Inhalte transportieren zu dŸrfen! Wir sollten darum kŠmpfen, auch wenn wir eine zeitlang ohne Plattenvertrag dastehen." (Andy Manndorff)
Andy Manndorff ist ein unbequemer Querdenker der šsterreichischen Musikszene, der sich jeglicher industrieller Vereinnahmung konsequent verweigert, und der es (fŸr einen Jazzmusiker eher ungewšhnlich) auch versteht, seinen Unmut zu artikulieren. "Wenn man sich beispielsweise jene gro§e Plattenfirma anschaut, die sich das Label "The Next Generation" leistet, dann ist kein einziger so frisch wie der Šlteste Musiker dort,nŠmlich Ornette Coleman. Das hat nicht unbedingt etwas damit zu tun, da§ diese Musiker das so wollen, sondern die werden dazu gezwungen. Du kannst nur dann mitspielen, wenn du dich an die Regeln hŠltst, und die Hauptregel hei§t: Mainstream. Der Jazz hat aber nicht die Aufgabe, Mainstream, Kaufhausmusik, Unterhaltungsmusik zu sein, sondern der Jazz sollte eine Kunstform sein und bleiben." (Andy Manndorff)
Nach dem Studium der klassischen Gitarre ging er 1980 nach Holland, um mit Musikern zu arbeiten, die man gemeinhin als die Vertreter der freien Improvisation bezeichnet (u.a. Han Bennink). Von 1985 bis 87 war er Mitglied des "Vienna Art Orchestra" (u.a. "Nightride Of A Lonely Saxophoneplayer" und "Two Little Animals"). 1988 zog Manndorff nach New York, dessen Szene er anfangs ziemlich konservativ fand: "Als ich hinkam, mu§te ich bemerken, da§ ich im Sinne der Standards eigentlich nicht Gitarre spielen konnte. Mein Stil war doch anders." Im Umfeld der "Knitting Factory" fand er dann trotzdem Musiker, die seiner Auffassung etwas nŠher kamen, wie Tim Berne oder Herb Robertson. Au§erdem arbeitete er mit John Abercrombie, Billy Hart oder Ray Drummond. Seit einigen Jahren lebt er wieder in Wien, nahm mit Wolfgang Puschnig "Mixed Metaphors" auf, konzertierte mit Linda Sharrock und David Liebman und experimentiert mit Wolfgang Reisinger, Peter Ponger und Renald Deppe. Im Auftrag der HšrgŠnge formiert er 1996 ein Quintett mit seinem Langzeit-Freund aus der Zeit in Holland, Jasper van`t Hof, dem schweizer Klarinettisten Ernesto Molinari und dem Rhythmus-Gespann Reisinger - Celea. 1999 ist es wiederum das Konzerthaus, da§ sein Projekt "Hakoah" zur AuffŸhrung bringt.
Der šsterreichische Kritiker Ljubisa Tosic Ÿber Manndorff: "Alles, was Manndorff sagt, pa§t zu seinem raffinierten Gitarrenstil, der immer ein bi§chen anders und sehr individuell klingt. Ob er nun AthmosphŠre schaffen will oder funkig daherkommt. Sein Spiel ist nie platt und eindeutig. Wenn es sein mu§, sind seine Linien freilich von gewaltiger Rasanz. Jene nervende Demonstration gitarristischer Flinkheit sucht man vergebens. Manndorff mŸ§te ein Star fŸr Anspruchsvolle sein." CH


22.00 Dave Fiuczynski`s KIF


"Screaming Headless Torsos" ist der durchaus programmatisch zu verstehende Name jener Band, mit der sich David "Fuze" Fiuczynski ins šffentliche Rampenlicht katapultierte. Trotz aller AuflšsungsgerŸchte sei vermerkt, da§ ein neues Album Anfang 2000 veršffentlicht werden soll. Was aber neben der Dominanz dieser Gruppe beinahe untergeht, sind die unterschiedlichen anderen Ambitionen des Gitarristen und Songwriters. So grŸndet Fuze sein eigenes Label "Fuzelicious Morsels" auf dem er ein Standard Album herausbrachte. Daneben gibt es zwei aktuelle Solo-Projekte: "Black Cherry Acid Lab", eine Mixture aus Funk-Rock, Rap und Punk und eben "KIF", eine, wie er es bezeichnet "arabeo-funk-jazz" Band. Au§erdem steht sein Name als Sideman auf Ÿber 60 CDs von Musikern wie John Medeski, Me`Shell Ndege Ocello, Billy Hart, Shannon Jackson, Muhal Richard Abrams, George Russell, Bob Moses etc.
Neben Fiuczynski besteht "KIF" aus Rufus Cappadocia und Gene Lake. Cappadocia spielt ein selbstgebautes fŸnfsaitiges Cello (ein Mittelding aus Cello und Bass), das es ihm erlaubt, neben seiner Funktion in der Rhythmusgruppe, sich auch solistisch in den Vordergrund zu spielen. Seine instrumentelle Stimme wurzelt in der Musik des Nahen Ostens, wobei Groove, Blues und Jazz nichts GegensŠtzliches bedeuten.
Gene Lake ist jener Drummer, der auch schon bei den "Torsos" den Sessel einnahm und der neben seiner Leidenschaft zum Funk noch viele Verbindungen zur Jazzwelt pflegt - was auch als Sohn des Altisten Oliver Lake nicht verwundert.
Das Trio "KIF" wird jedenfalls die akustischen Mšglichkeiten des Gro§en Sendesaales einer Belastungsprobe unterziehen. CH




Eintritt: ATS 160.-/190.-


PORGY & BESS, GRAF STARHEMBERGGASSE 1A/7, 1040 Wien, Tel.:+43-1-5037009