5. März 2020
Von Hannes Schweiger

SO  01. März 2020
Peter und der Bass
PETER HERBERT 60th BIRTHDAY CONCERT feat. RANDY & AYDIN ESEN, CAN KOSLU & STRING QUINTET
Peter Herbert (b), Randy Esen (voc), Aydin Esen (p), Can Kozlu (dr)
Emily Stewart, Florian Sighartner (v), Simon Schnellnegger (viola), Charles Munoz Camarero (cello), Gregor Aufmesser (b)

Seine musikalische Größe als Kontrabassist, Improvisator, Komponist und musikkultureller Globetrotter hierorts nochmals auszurollen ist keineswegs von Nöten und hieße eine Erzählung über den Kontrabass zu Patrik Süßkind zu tragen. Alles ist dazu gesagt worden. Worum es wirklich geht sind die wunderbaren Noten die Peter Herbert fußend auf einem fast fünf Jahrzehnte währenden Wachstumsprozess in die Welt schickt. Und hier kommt jetzt etwas ganz wesentliches ins Spiel. Instrumentale Persönlichkeit und die Autorität der Wahrhaftigkeit.  In jedem Ton den Herbert seinem Instrument entlässt, sind jene Fakten unbestreitbar evident. Nicht nur verwandelt dies seine individuellen Klangkonzepte in aufregende, ergreifende Erlebniswelten, in einen Strom der Einfälle, nein, Peter Herbert ist auch ein überaus gefragter Partner, der unaufdringlich das rhythmisch/harmonisch stützende Epizentrum eines jeden Ensembles verkörpert und vertont. Er verfolgt eloquent das Konzept eines Charles Mingus, eines Charlie Haden - dieser zu den stilbildendsten Bassisten des Jazz der letzten drei Dekaden gehörende „Großtäter“. Was Herbert zudem auszeichnet sind seine menschlichen Qualitäten, dieser Verbund aus Herzlichkeit und Respekt. Einen weiteren runden Geburtstag gab´s für den Schaltjahrgeborenen, am letzten des Monats Februar, diesmal zu feiern. Ein stimmiges, freudiges Fest war´s. In Anwesenheit von Familie und vielen Freunden und Freundinnen aus dem MusikerInnenkreis. Der Bassist schenkte einen gehaltvollen, kunterbunten Abend zurück.

Beginnend mit der konzeptionell von der europäischen Musiktradition des 20. Jhdts inspirierten viersätzigen Komposition „Climbing“ für Streich-Quintett, die einen sehr realistischen Bezug (Herberts Vergangenheit als Free Climber) hat. Sie ließe sich auch als Werk für Kontrabass und Streichquartett umschreiben. Denn der Tieftöner, den der junge, beachtliche Bassist Gregor Aufmesser handhabte, steht im Handlungsmittelpunkt. Aber keineswegs selbstsüchtig, sonder als Initialzünder. Ein Adagio bestimmt zunächst das flächig suggestive Dahingleiten der Streicher, kleine atonale Wolkungen einbindend, einen Groove, gespielt auf den  Körpern der Instrumente, hinterherschickend. Die Stimmung wird dann drängender und verfällt in ein Tempo rubato, Freude am Drastischen und Radikalen steigert sich. Mittendrin immer wieder kurze Solo-Kadenzen des Kontrabasses. Auch das Bewegungsschema wird quirliger. Intensität, Überschwang, Schwärmerei, Mutwillen tun sich kund. Und die kompositorische Strenge lässt viel Licht durch, dass auf ein entsprechendes Quantum Spontanität fällt. Harmonisch/melodisch strebt die Musik von innen nach außen, womit Herbert die Abstraktion fassbar werden lässt. Unterschiedlich gewichtet ist die Jazzsinnstiftung des Stückes, demnach die Textur in einen der Neuen Musik eher fremden versatilen Bewegungsdrang verfällt. Peter Herbert ist hier ein Kleinod gekämmerter Raffinesse gelungen, welches sich gelassen über stilistische Ordnungen erhebt. Den zweiten Teil des Abends legte Herbert als lockere Session mit zwei alten Buddies aus seiner Studienzeit in Berklee an. Herkömmliche Jazz-Schemata über die souverän verfügt wurde, bildeten den Leitfaden. Spielfreude kochte auf, steckte an, die Musiker delektierten sich an bravourösen musikalischen Jokes. Peter Herberts essentielle Meisterschaft war wiederum der Magnet. Die etwas überzeichnete Selbstinszenierung des Pianisten, virtuos aber ein wenig stereotyp,  wurde dadurch dann doch immer wieder  gebremst. Fürderhin war gleichsam der Jam dem Anlass gebührend und auch so zu hören. Auf dass noch viel „bassiert“.