15. Juni 2012
Von Christoph Huber

Jazz & Gender

Mit einem eher kuriosen Vorwurf von unerwarteter Seite wurden wir konfrontiert und dazu möchte ich an dieser Stelle Stellung nehmen, ohne den Urheber dieser Geschichte zu nennen. Es wurde der Vorwurf artikuliert, das P&B hätte ein Gender-Problem. Trotz Bemühungen war bis jetzt nicht klar herauszufinden, was der Anonymus da genau meint. Das Publikum kann es nicht sein, denn das ist ziemlich exakt 50:50. Ich mutmaße, die Kritik bezieht sich auf den Anteil der musizierenden Damen auf der Bühne. Wenn das gemeint sein sollte, dann stellen sich ein paar Fragen – eine willkürliche Auswahl: Wie viele Frauen spielen bei den Wiener Philharmonikern?? Wie viele Mädchen singen bei den Sängerknaben bzw. wieso dürfen die sich überhaupt so nennen?? Wie heißt eigentlich die Intendantin von Wien Modern und wie viele Komponistinnen werden in der Staatsoper zur Aufführung gebracht??

 

Wie viele Schlagzeugerinnen soll das P&B denn beschäftigen, wenn das Verhältnis vielleicht 1000 zu 1 ist?? Ich gehe da eh mit gutem Beispiel voran – meine Tochter lernt seit etlichen Jahren freiwillig dieses Instrument. Ob es in Bezug auf meine Pensionsvorsorge gescheit ist, diese Ausbildung zu unterstützen, sei einmal dahingestellt. Ich kann nur sagen, dass Cindy Blackman, Terry Lynne Carrington, Marilyn Mazur, Carol Tristano, Ingrid Oberkanins, Sheila E (und sicher noch ein paar andere) des öfteren im Club zu Gast waren – und viel mehr gibt es schlicht und einfach nicht! Die Rückfrage am Konservatorium der Stadt Wien (jetzt heißt das Kons Privatuniversität – selbst die Ausbildung wird ausgegliedert) ergab, dass von 88 Menschen, die in der Jazzabteilung studieren, 13 weiblichen Geschlechts sind (und ich nehme an, dass ein Großteil davon Sängerinnen sind bzw. werden wollen). Im P&B gibt es drei Kuratorinnen, der Vorstand ist überwiegend und das Management zu 50% weiblich. Wir beschäftigen sogar eine Tontechnikerin (und die sind so rar wie Schlagzeugerinnen oder Abonnentinnen von Pornomagazinen).

 

Bleiben wir aber bei den Musikerinnen: Es kann also festgehalten werden, dass deutlich mehr Männer in den Jazzabteilungen der Konservatorien und Universitäten ausgebildet werden, weswegen es logisch erscheint, dass sich das auch auf die Bühne auswirkt. Ich kann aber auch festhalten, dass auf der P&B-Bühne das Verhältnis weiblich-männlich ein deutlich besseres ist als in den Ausbildungsstätten. Vielleicht hat ja der Kritiker auch gemeint, dass im Verhältnis zu wenig Männer auftreten und das als Gender-Problematik verstanden. Wir werden weiter recherchieren....

 

Bleiben Sie uns gewogen und Willkommen im (pluralistischen und genderneutralen) Club!

Christoph Huber