Mi 12. Juni 2019
20:30

The Azar Lawrence Experience (USA)

Azar Lawrence: tenor saxophone
Brian Swartz: trumpet
Theo Saunders: keyboards
Dimitris Mahlis: guitar
Gerald Brown: bass
Yayo Morales drums
Babatunde Lea: percussion

Musikalisch groß geworden ist Azar Lawrence (*1952) in Horace Tapscotts Pan-Afrikan Peoples Arkestra, dem er Zeit seines Bestehens verbunden blieb. Der Pianist Horace Tapscott (1934-1999) gründete Anfang der 1960er Jahren jene Großformation, die sozusagen das nicht minder einflussreiche West Coast-Pendant zu Formationen der AACM bildete. Hierorts war Lawrence in ein vom Be Bop kommend, auf die schwarze Heritage sich umfassend beziehendes, offenes, die neuen Jazzentwicklungen einleitendes Konzept eingebunden. Folglich zogen Lawrence die überragenden Innovationen des coltraneschen Saxophonspieles immer einschneidender in den Bann. Anfänglich vor Epigonentum nicht gefeit, fand der Saxophonist vor allem durch seinen Zusammenarbeit mit den Coltrane-Alumni McCoy Tyner und Elvin Jones bzw. die Kurzzeitkooperation mit Miles Davis, vor dessen längerer musikalischer Emigration, zu einer doch sehr persönlichen Spielweise. Charakteristisch der kernige Ton, eine sehr rhythmisch dominierten Phrasierungsweise und die Verschmelzung von Coltranes Hymnik/Ekstatik mit dem afrikanisierten Melos von Pharoah Sanders. Vor allem die Zeit mit McCoy Tyner übte auf Lawrences eigene musikalische Schaffenskraft großen Einfluss aus. Gemeint sind, Tyners von der tonalen Formbindung befreite Harmonien, dass bis an die Ränder der Tonalität gedehnte Modalkonzept. Einhergehend bedeutete dies eine Ausweitung der improvisatorischen Freiräume. Sich darin euphorisch austobend, davon zeugen Lawrences Aufnahmen mit Tyner, die zu den besten des Pianisten in den 1970er Jahren zählen. Darunter die Alben Enlightenment uns Atlantis. Mit den eigenen Projekten in jener Zeit avancierte Azar Lawrence zu einer der Schlüsselfiguren dieser temporär reüssierenden Spielhaltung, tituliert als „Spiritual Jazz“. Jener Kreativphase sind die beiden relevantesten Einspielungen des Saxophonisten, Bridge Into The New Age und Summer Solstice, zuzuschreiben. Nachdem die Strahlkraft dieser Ästhetik abgeebbt war, traf man Lawrence vorwiegend im popmusikalischen Teilbereich Soul an. Als Mitglied von Earth, Wind & Fire und der Band von Marvin Gaye. In den 2000er Jahren begab er sich in den Schoß des Jazz zurück und gründete die mehrköpfige Azar Lawrence Experience. Der Spirit im Zeitbezug war wiedererweckt. (Hannes Schweiger)