Mo 17. April 2017
19:00

Pamelia Stickney & Co

Melissa Coleman: Cello
Monika Lang: Klavier
Pamelia Stickney: Theremin

• Es nehme sich bitte der geneigte Leser Zeit und genieße folgende Zeilen im Sinne einer allumfassenden humanistischen Auf- & Abklärung:

»Noch ehe Ferrucio Busoni 1924 starb, existierte bereits ein echtes elektronisches Instrument, das seinen 1907 im Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst formulierten Traum von einer schwebenden Musik erfüllte. Beim Achten All-Sowjetischen Elektrotechnischen Kongress im Jahre 1921, ließ der 24jährige Physikprofessor Lev Termen, im deutschsprachigen Raum besser bekannt als Leon Theremin, aus einem Kasten, aus dem zwei Antennen herausragten, Musik ertönen, indem er lediglich die Hände durch die Luft gleich einem Dirigenten bewegte. Theremin hatte sein Ätherophon (Abb. 2), auch bekannt als Termenvox, als Direktor des Laboratoriums für Elektrische Schwingungen am Physikalisch-Technischen Institut der Universität Petersburg gebaut. Statt eines Manuals verfügte das Instrument über eine Spielantenne. Zusammen mit der Hand des Spielenden stellte sie einen Kondensator dar, dessen Kapazität um so größer wurde, je mehr die Hand sich der Antenne näherte. Die Kapazität zwischen Hand und Antenne ist Bestandteil des Schwingungskreises eines der beiden Hochfrequenzgeneratoren, weshalb die Stellung der Hand zur Spielantenne dessen Frequenz beeinflussen kann. Nähert man die Hand der Antenne, dann wird die akustisch wirksame Höhe des Differenztons der beiden hochfrequenten Schwingungen tiefer, wenn die feste Hochfrequenz unterhalb der manuell beeinflußbaren Hochfrequenz liegt; sobald letztere jedoch unter die feste Hochfrequenz sinkt, nimmt die Tonhöhe mit der Annäherung der Hand wieder zu. Eine zweite Antenne ermöglichte die manuelle Regulierung der Lautstärke. Weitere elektromusikalische Konstruktionen Theremins waren ein elektrisches Klavier mit chromatischer Klaviatur und ein Griffbrett-Instrument, celloähnlich, das schnelle Läufe ermöglichte, zu denen das Ätherophon nicht in der Lage war.
1927 ging Theremin nach Amerika und führte das Ätherophon auf Konzertreisen in New York und anderen Großstädten vor. Der Mathematiker, Musiktheoretiker und Komponist Joseph Schillinger schrieb im Jahre 1929 eine Airphonic Suite für RCA Theremin und Orchester, die mit Theremin als Solisten in Ohio uraufgeführt wurde. Nach den Vorgaben von Henry Cowell schuf Theremin bald darauf ein lichtelektrisches, zweimanualiges, mit zwei Lochscheiben ausgestattetes Instrument, das Rhythmicon, das vielfältige rhythmische Kombinationen wiedergeben konnte. Während die erste Scheibe gemäß der Anzahl ihrer Löcher in Abhängigkeit von der Umdrehung für Töne mit bestimmter Tonhöhe verantwortlich war, gestattete es die zweite Scheibe, diesen Ton zu unterbrechen und rhythmisch zu gestalten. Cowell stellte das neue Gerät 1932 in der New School of Social Research vor und komponierte zwei Werke dafür: Rhythmicana, ein viersätziges Konzert, in dem Rhythmicon und Orchester sich zu polyrhythmischen Schlageffekten verbanden und eine Musik für Violine und Rhythmicon. Für das Ätherophon interessierte sich die Firma Philips, auch wenn die Kritiken zu den Konzerten durchaus gemischt waren. Die Pläne, Ätherophone serienweise für Hausmusik zu produzieren wurden nie verwirklicht, doch hat später die Radio Corporation of America einige Ätherophone hergestellt. Die Instrumente regten einige Komponisten zu Werken an: Andrej Filippovič Paščenko komponierte 1924 ein Symphonisches Mysterium mit Orchesterbegleitung, Edgard Varèse sah 1934 für sein Werk Equatorial zwei Ätherophone vor, und 1935/36 befaßte sich Percy A. Grainger mit dem Instrument in seiner ersten Free Music für vier und seiner zweiten Free Music für sechs Ätherophone. Bohuslav Martinů komponierte 1944 mit einer Widmung an die berühmte Ätherophon-Interpretin Lucia Bigelow Rosen eine Fantasie für Ätherophon, Oboe, Steichquartett und Klavier. Ein Konzert für Ätherophon und Orchester von Anis Fuleihan erschien 1945. Nicolai Berezowsky komponierte 1947 eine Passacaglia für Theremins Ätherophon und Orchester, die zu seinen Hauptwerken zählt. In den 1960er Jahren erlebte das Ätherophon als klangliches Exotikum in der Musik einiger Rockgruppen eine Art Wiederbelebung.«

Dieser edellexikalischen „Wiederbelebung“ (aufzufinden im Kompendium "Musik in Geschiche und Gegenwar“) is wenig hinzuzufügen.
Bleib noch erlösend zu ergänzen: Besuchen Sie den heuigen Rio-Abend dreier hochkompeener MusikerInnen und erleben sie eine fulminan lebendige Zusammenfassung der oben genannen Zu-, Ein-, Hoch-, Ief-, Gleich-, Quer-, An-, Ab- & Umsände in beglückender Echzeit. Naürlich mit einem „t" :
denn fehlt das „t" ist alles ohne saf und kraf.
Ehrlich. (re_de)

Eintritt: Pay as you wish an der Abendkassa bzw. 7,50.- € im VVK inkl. Sitzplatzreservierung