Mo 3. Oktober 2016
20:30

Vijay Iyer Trio (USA)

Vijay Iyer: piano
Stephen Crump: bass
Justin Brown: drums

Fliegender Stoffwechsel
Das war schon bester Jazzstoff den der Tastenvirtuose Iyer, einer der markantesten Formulierer einer pluralistischen, heutigen, jazzverbundenen Klangästhetik, mit seinem verschworenen Trio in berauschender Relevanz auftischte. Iyers Klanguniversum ist ein vielschichtiges harmonisches, melodisches, rhythmisches Kompendium, das von den drei gleichberechtigt verantwortlichen Musikern permanent umgestaltet, in Einklang gebracht oder in Reibung versetzt wurde. Die meisten der dargebotenen motivischen Vorgaben, für die der Pianist verantwortlich zeichnet, entstammen der aktuellen Trioeinspielung „Break Stuff“. Sind sie dort zu konzisen Elaboraten verdichtet, so wurden sie in der Live-Situation zu geschickt ineinanderfließenden Bögen ausgebreitet. Souverän spielten die Musiker mit dem gelösten Formverlauf, der das Solo/Begleitung-Prinzip zugunsten überaschender dramaturgischer Steigerungen auflöste und demzufolge die fast telepathisch zu nennende Interaktion zwischen den Akteuren, zu ereignisreichsten Klangausdehnungen führten. Eine pluralistische Musikauffassung lebend, durchstreift Iyer auch popmusikalische Gegenden und macht mit großer Feinsinnigkeit Anregungen, etwa aus dem Techno- oder Housebereich, für sich verwertbar. In all diesem Flow sind inspirierende Rückgriffe auf die „Modern Jazz“-Historie allgegenwärtig. Mit seinem eigenwillig federnden Anschlag replizierte Iyer in persönlichster Verfasstheit beispielsweise eine Blockakkordik a la McCoy Tyner und mit besonderer Hingabe die harmonischen Vertracktheiten und sperrig kantige Rhythmik von „the one and only“ Monk. Als das Ganze entsprechend tragend, respektive zum Fliegen bringend, entpuppte sich die galante Entspanntheit in der Umsetzung dreier brennender Klangstöberer. Bravourös jonglierten sie mit kontrapunktisch geführten Linien und den Beat umkreisende Komplementärrhythmen, die von den teils abenteuerlichen Fills und Verzierungen des Drummer angefacht wurden, der gelegentlich zu überbordend agierte, aber trotzdem immer in der musikalischen Kongruenz verankert war. Ein Höhepunkt war zweifelsohne eine gut fünfzehnminütige Fassung des von Steve Porcaro stammenden, von Micheal Jackson zum Hit gekrönten Popsongs „Human Nature“, in der geadelten Version von Miles Davis im Verlauf derer Iyers musikalisches Konzept der Wechselwirkung wohltemperierter Klanggruppierungen und abstrakter Verschachtelungen mit breiter dynamischer Wirksamkeit, konzentriert auf das wandlungsfähigen Kreisen um tonale Zentren, ereignishaft ausgespielt wurde. In der zurzeit blühenden Piano Trio-Landschaft gehört das Vijay Iyer Trio mit seiner individuellen Soundgewandung und einer uneitlen Hipness zu den auffallendsten. Great Stuff.
(Hannes Schweiger)

Vijay Iyer ist der amerikanische Pianist der Stunde: In unglaublichen fünf Kategorien gewann er den renommierten Downbeat Critics Poll 2012: als Jazz Artist, Pianist und Rising Star Composer des Jahres, sein Trio wurde als beste Jazz Group ausgezeichnet und das aktuelle Album „Accelerando“ zum besten Jazz Album des Jahres gekührt. Diese Leistung gelang keinem anderen Jazzmusiker seit Beginn des Polls 1953. Howard Reichs Urteil in der Chicago Tribune ist damit in keinster Weise untertrieben: „Mittlerweile kann es keinen Zweifel mehr daran geben, dass der Pianist und Komponist Vijay lyer zu den kreativsten und innovativsten Jazzkünstlern der Generation unter 40 zählt”. Besonders beeindruckend ist die Bandbereite an Iyers musikalischem Können und die vielfältigen Einflüsse, die er in den unterschiedlichsten Konstellationen verarbeitet. Herauszuheben ist sein hochgelobtes Trio, mit dem er seinen internationalen Durchbruch schaffte: die beiden ACT-Alben „Accelerando“ (2012) und das Grammy nominierte „Historicity“ (2009) gehörten zu den meistbeachtesten Jazzalben der letzten Jahre. Jazzwise bringt es auf den Punkt: „Vijay Iyer hat das Potential, die Sprache des Jazzpianos für immer zu verändern.“ (Act Music)

By overwhelming consensus, the VIJAY IYER TRIO has become one of the pivotal jazz bands of the twenty-first century. Described as “the best piano trio in jazz today” (Der Spiegel), “the great new jazz piano trio” (The New York Times), “truly astonishing” (NPR), and “the best band in jazz” (PopMatters), the trio makes “cutting-edge music, but always accessible” (The Guardian) – emotionally resonant and deeply interactive, radiating groove and brimming with polyrhythmic detail, rooted in tradition yet truly innovative in style and form.

Break Stuff (2015), “the third and best record by Mr. Iyer’s trio” (New York Times) and Iyer’s twentieth release as a leader, was produced by Manfred Eicher for ECM. It received a coveted five stars in DownBeat magazine, and the German newspaper Die Zeit raved, “This record is very, very, very good… as astonishing as it is intoxicating.”

Among Iyer’s honors, his trio was named Jazz Group of the Year in the DownBeat International Critics Poll in both 2015 and 2012. Crucially, as DownBeat notes, “the Vijay Iyer Trio is, at its core, a working band,” distinguished most of all by a profound, seemingly effortless unity, developed over hundreds of performances in nearly a dozen years. As Howard Reich wrote in The Chicago Tribune, "The three players practically have become a single rhythmic organism... one of the great rhythm units of the day."

The trio earned the admiration of audiences, musicians, and journalists worldwide with its two previous albums, Historicity (ACT, 2009) and Accelerando (ACT, 2012), which were both named #1 jazz album of their respective years in both the DownBeat and JazzTimes international critics’ polls, surveying hundreds of critics. The British magazine Jazzwise went so far as to say, “The Vijay Iyer Trio has the potential to alter the scope, ambition and language of jazz piano forever.” (Pressetext)