Di 19. Juli 2016
21:00

Quantic '1000 Watts Tour' (GB)

Quantic: guitar, accordion, electronics, moog synthesizer,dub mixer effects
Nidia Gongora, Christopher Ellis: vocals
Sly 5th Ave: saxophone, flute, keyboards
Yelfrys Valdes: trumpet
Wilson Viveros: percussion

Hinter dem Künstlernamen Quantic steckt der britische Musiker, DJ und Produzent Will Holland. Sein Musikstil ist sehr breit, er ist bekannt für seine gewagten Produktionen, bei denen er sein musikalisches Können mit neuen, progressiven Ideen verbindet. Sein Gespür für Details macht seine Musik aufregend und unverwechselbar. Inklusive Live-Band kommt Quantic auf seiner Tour durch Nordamerika und Europa im Juli auch nach Wien. (Pressetext)

Eintritt: 25.- € VVK, 32.- € AK Stehplatz, 32.- € VVK, 39.- € AK Sitzplatz auf der Galerie
10.- € Ermäßigung für MemberCard-Inhaber
Eine Veranstaltung von Skalar Entertainment

Ein Brite aus Bogotá
Quantic ist der Künstlername des britischen Elektro-Produzenten Will Holland, der sich in Cali und Bogotá mit dem Latin-Virus infiziert hat.

Will Holland alias Quantic vermittelt musikalisch zwischen Nationen und Generationen.
Der Arbeitsplatz von Will Holland auf der Bühne ist leicht zu erkennen. Neben dem Pult mit dem Laptop steht der Ableton Live Sequenzer, und daneben warten Gitarre und Akkordeon auf ihren Einsatz. Quantic, so der Künstlername des vielseitigen britischen Elektro-Produzenten Will Holland, lässt zwei Welten aufeinanderprallen: In der einen arbeitet er mit elektronischen Instrumenten wie Sequenzer und Synthesizer, die Beats, manchmal auch gegenläufige und ungewöhnliche Samples liefern. In der anderen Welt kommen analoge Instrumente, Aufnahmegeräte, Mischer und Tonbandgeräte von vorgestern zum Einsatz. Warum? Weil sie anders klingen und weil Will Holland ein feines Ohr für Rhythmen, deren Struktur und Abfolgen besitzt.

Das hat der mittlerweile 34-Jährige schon früh bewiesen. Aus dem Jahr 2001 stammt sein mit Jazz- und Funk-Samples garniertes Debüt «The Fifth Exotic». Ausgetretene Pfade sind schlicht nicht das Ding des kreativen Briten aus der Provinz. In Worcestershire ist er aufgewachsen, dann für ein paar Jahre nach Brighton gezogen – bis ihm die Insel zu eng wurde. «Ich bin über Latin Jazz auf südamerikanische Folklore gestossen. Die war in England kaum zu bekommen, also bin ich nach Kolumbien aufgebrochen.» Als Fremdenführer diente ihm Roberto Gyement vom Soundway-Plattenverlag. Der hatte schon manchen Sampler aus der Region zusammengestellt. Gemeinsam fahndeten die beiden in Plattenläden von Bogotá und Cali nach den aufwendig produzierten Vinyl-Singles aus den 1960er und 1970er Jahren.

Die Reise sorgte allerdings dafür, dass sich Will Quantic Holland erst so richtig mit dem Virus der vielfältigen Latin-Beats infizierte. Schon ein paar Monate nach der Reise brach er seine Zelte in Grossbritannien ab und ging dahin, wo die treibenden Beats herkommen, die nun sein gerade erschienenes Album «Magnetica» prägen. In Cali, nahe der kolumbianischen Pazifikküste, schlug er seine Zelte auf, beschäftigte sich mit Salsa, aber vor allem mit kolumbianischer Folklore – Cumbia, Vallenato, Porro und der Chirimía aus dem Nordwesten des Landes. Tief eingetaucht ist der sympathische Mann mit dem dunklen Vollbart in den kolumbianischen Klangkosmos. DJ-Sets in Cali, Bogotá, Barranquilla und Medellín sorgten dafür, dass Quantic immer tiefer in den Sound der Region drang. Hilfestellung lieferte dabei der peruanische Pianist Alfredo Linares – ein Altmeister, der Kontakte zu vielen Musikern herstellte. Diese warteten in Kolumbien zwar hinter jedem Stein auf einen Einsatz, scherzt Quantic. Doch der Brite ist anspruchsvoll. Er will Musiker mit ungewöhnlichen Charakteristika – und er bekommt sie. Das zeigt nicht nur «Magnetica», wo auf «Descarga Cúantica» etwa die Salsa-Honoratioren Fruko und Michi Sarmiento dabei sind, sondern auch schon das vor zwei Jahren erschienene «Ondatropíca». Jenes Album, in Medellín im Studio vom legendären Fuentes-Label eingespielt, war ein Treffen der Generationen – der jüngeren um Mario Galeono, Bandleader der Frente Cumbiero, und Quantic standen ältere Musiker wie Javier Caviria, Pedro Beltrán oder Markitos Mikolta gegenüber, allesamt wegweisende Persönlichkeiten der kolumbianischen Musik und heiss darauf, diese neu zu erfinden. «Wir haben alles neu entwickelt, geschrieben, arrangiert, und das machte den Unterschied», erklärt Holland, um den Vergleich mit dem Buena Vista Social Club von vornherein zu vermeiden.

Ende 2012 und Anfang 2013 hat er mit der Ondatropíca-Band das Land bereist, es genossen, mit den Stars der 1960er Jahre zu touren, und sich einiges abgeschaut. Das ist auf «Magnetica» kaum zu überhören, denn eine zünftige Descarga, so werden an Improvisation reiche Latin-Sessions genannt, gehört bei Quantic fortan zum guten Ton. Doch hat er für sein erstes Soloalbum seit dem Hip-Hop-lastigen «An Announcement to Answer» von 2006 nicht nur seine kolumbianischen Erfahrungen ausgespielt, sondern sich auch an seine Wurzeln erinnert. So ist das von Quantic gesungene «Painting Silhouettes» eine britische Folk-Ballade, die der Soundtüftler seinem verstorbenen Vater gewidmet hat. Ein Song, der etwas aus dem Rahmen fällt und zugleich mit dem elektrisch-blubbernden «Magnetica», einem bass-lastigen Instrumental, die Klammer für ein Album bildet, das die musikalische Globalisierung sozusagen auf ein neues Niveau hievt.

Warum? Weil es Holland beispielsweise gelingt, der britischen Soul-Queen Alice Russel ein psychedelisches Folk-Mäntelchen umzuhängen und beim nächsten Song die Kolumbianerin Nidia Góngoara auf die Tanzfläche zum gemächlich rollenden «La Plata» zu schicken. Das grandiose Stück ist eines von drei oder vier groovenden Mitbringseln aus seiner zweiten Heimat. Doch danach geht die Reise rund um den Globus erst richtig los. Zu «Arada» hat Quantic den äthiopischen Sänger Dereb The Ambassador eingeladen, auf «Spark It» assistiert ihm Dancehall-Sänger Shinehead. Grossartig ist auch das Reggae-affine «Caruru», das von der Brasilianerin Iara Rennó gesungen wird.

Die Reise um den Globus aber wird weitergehen. Mittlerweile ist der Brite in New York angekommen und hat seine Fühler bereits gen Mississippi ausgestreckt. Man darf also gespannt sein. (Knut Henkel, Neue Zürcher Zeitung, 2014)

Eintritt: 25.- € VVK, 32.- € AK Stehplatz, 32.- € VVK, 39.- € AK Sitzplatz auf der Galerie
10.- € Ermäßigung für MemberCard-Inhaber
Eine Veranstaltung von Barracuda Music