Mon March 5, 2007
20:00

Lovely Rita presents Jan Svankmajer (A/CZ)

Martin Stepanik: pianoforte, electronic wirement
Anne Marie Fuerthauer: vocals, sounds, images
Gernot Haslauer: bass
Andreas Lettner: drums
with Christoph Gruber: electric guitar, Christian Kronreif: reeds

Sorry this part has no English translation

Teil 1: „Der Seelenputz / Uklid duse“ – über den selbsttherapeutischen Anteil kreativen Schaffens
Neuvertonung von Kurzfilmen des tschechischen Filmkünstlers Jan Svankmajer
Et Cetera (1966)
Leonarduv denik / Leonardos Tagebuch (1972)
Rakvickarna / Punch and Judy (1966)
Byt / Das Zimmer (1968)
Hra s kameny / Spiel mit Steinen (1965)
Gesamtdauer: ca. 50 min
Jan Svankmajer ist Grafiker, Bildhauer, Dichter, Autor – darüber hinaus und vor allem Surrealist. Zu Weltruhm gelangte er aber vor allem mit seinen ebenso eigenständigen/eigenwilligen wie maßstabsetzenden Trick- und Animationsfilmen. Mit ihnen begeistert, polarisiert, erschreckt, verstört und amüsiert der 1934 geborene Prager Künstler seit Jahrzehnten wie kein anderer Animationsfilmer. Gleichermaßen albtraumhaft und witzig, haben Svankmajers Bilderwelten Legionen von Künstlern (etwa Tim Burton oder Ex-Monty-Python Terry Gilliam) nachhaltig beeinflusst. Milos Forman brachte es auf den Punkt mit der schönen Formel „Disney + Bunuel = Svankmajer“. Im Auftrag des Linzer „Festivals 4020“ und im Einvernehmen mit Jan Svankmajer, der auch den programmatischen Titel „Seelenputz“ zu diesem Projekt beisteuerte, haben Anne Marie Fuerthauer und Martin Stepanik einige von Svankmajers Kurzfilmen neu vertont. „Das Inspirierende an Svankmajer-Filmen“, schreiben Fuerthauer und Stepanik, „ist einerseits die Musikalität ihrer Bildsprache und ihrer formalen Strukturen, andererseits die ,tschechische Melancholie‘, die eine Form von Ironie – also von Distanziertheit – und gleichzeitig von träumerischer Innigkeit ist und uns unmittelbar, herzlich und seelisch, anspricht. Unsere Intention bei der Neuvertonung ist nicht die einer Umdeutung, sondern vielmehr der Versuch, mit musikalischen Mitteln dem Eindruck gerecht zu werden, den das pure Bildmaterial auf uns gemacht hat. Unser Ansatz einer konzertant aufgeführten ,Begleitmusik‘ bringt nun auch noch ein theatralisches Element mit sich, das wir aber möglichst unspektakulär, ja verschwindend gestalten werden.“ (Peter Leisch, Festival 4020)
Mit der freundlichen Genehmigung von Kratky Film, Praha. Ein Auftragswerk des Festivals 4020.

Teil 2: „Selected Songs For Daily Use“ – über die selbstheilende Wirkung originären Liedguts
„Das Begeisternde ist nicht das, was wir sehen, sondern das, was wir hinter dem uns Sichtbaren wittern“ (Vilém Flusser). Die Anmut einer Blume, die Eleganz einer mathematischen Gleichung, die Unmittelbarkeit eines großen Songs – sie alle sind meist Ergebnis eines komplexen Bauplans, haben oft ein „seltsames Vorleben“ und zahlreiche Metamorphosen hinter sich oder sind Produkt langer, manchmal auch schmerzhaft langwieriger Zyklen des Suchens, Abwägens, Verwerfens und Findens. Lovely Rita schreiben/covern/arrangieren/(er)finden/camouflieren/inszenieren komplexe, ätherisch-fragile Popsongs – besser: Lieder (denn allzu oft schmettern dem Konzept „Popsong“ die blechernen Fanfaren des kulturindustriellen Verwertungsgetöses voran). Lieder eines „serious pop“ – erwachsen genug, um das ihnen eingeschriebene Schwierige, Dunkle und Abgründige nicht präpotent in den Vordergrund zu schieben, sondern in abgetönter Melancholie bloß erahnen zu lassen; andererseits aber im besten Sinne doch gerade noch kindlich-verspielt und naiv genug, um sich auf dem weitläufigen Playground des Jazz – nach unser aller Vertreibung aus allen musikalischen Paradiesen – noch ein letztes Mal ausgelassen zu verlustieren. Den elektronischen Sounds, Loops und fragmentarischen Zuspielungen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu: Anderswo oft kaum mehr als eitles Talmi, um konzeptuelle Hohlräume mit „interessantem“ Gefiepe zuzukleistern und dabei „Zeitgeist“ zu arrogieren, ist Elektronik bei Lovely Rita integraler, von Grund auf mitkomponierter Teil der Textur – ob als takt- und formgebendes Gliederungssignal oder als zuspitzendes, kommentierendes, kontrapunktisches Element, das einem Song einen Extra-Spin – und damit eine zusätzliche, un-erhörte Dimension – mit auf den Weg gibt. Sophisticated meta-pop from/for the heart. (Klaus Peham)

In Zusammenarbeit mit dem Filmarchiv Austria und dem Tschechischen Zentrum Wien.
Weitere Infos: www.filmarchiv.at & www.lovelyrita.com